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Matrix: Reloaded

Der Traum ist aus

Vor vier Jahren fegte mit MATRIX ein cineastischer Wirbelsturm durch die Kinos und tat nichts Geringeres, als sämtliche Sehgewohnheiten und Erwartungen an das Erzählen großer Hollywoodstoffe zu revolutionieren. Das atemstockende Tempo, eine solch geistreiche Irrfahrt in die Abgründe der realen und der virtuellen Welt und eine derart schweißtreibende Action-Choreographie - so etwas gab es zuvor nicht. Dementsprechend hoch konnten die fiebrigen Erwartungen an das Sequel RELOADED sein. Monica Bellucci, die eine kleine feine Rolle in der Fortsetzung spielt, hätte das Gefühl der Vorfreude zahlloser Fans nicht besser entkräften können. So sagt sie nach der ersten Hälfte des Films: "Welch eine Emotion für eine solche Belanglosigkeit". Damit untertreibt die italienische Schöne gehörig, denn RELOADED ist nicht nur ein tumbes Ärgernis, es ist so ziemlich die unverschämteste Lüge Hollywoods. Nur kurz zur Geschichte: Morpheus’ Zion ist nach wie vor bedroht, schlimmer denn je, Neo is still the One und Mr. Smith endlos multiplikabel. Das war’s auch schon. Zwischen drei bis vier ermüdenden Action-Sequenzen, die optisch und dramaturgisch leider gar nichts Neues bieten, und unscharf wabernden Bildern von der Untergrundwelt Zions wird über zwei Stunden nur eins getan: dummes Zeug geschwätzt. Die Wachowskis waren sich nicht zu schade, ihr visionäres Werk zu entzaubern. Sie opfern den magischen Glanz des ersten Films zugunsten einer Halbstarkenphilosophie, eines ekelhaften Bedürfnisses, Pickeljungs mit schwachsinnig-coolen Sprüchen zu ködern. Der gesamte Film wirkt wie eine von allen guten Geistern verlassene und von den ursprünglichen Machern nicht autorisierte Fortsetzung für den Videothekenmarkt, denn viel mehr als ein recht spannender Trailer läßt sich aus dieser aufgeblasenen Zelluloidmasse nicht herausfiltern. Klar: Aufgrund sensationeller Besucherzahlen in Amerika können sich die Marketingprofis zwar vor Freude in die schwitzigen Hände spucken, doch das schlechte Gewissen wird sie und hoffentlich auch die Wachowskis zeitlebens verfolgen: MATRIX RELOADED ist nicht einfach nur etwas ungar und unehrlich, vielmehr ist das Ganze eine verlogene hohle Nuß.

Michael Eckhardt

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.