Als Sohn des US-Präsidenten fühlt sich der 12jährige TJ, ständig bewacht, „im Goldfischglas“ gefangen. Doch Rettung naht: Weil Schutzhündin Charlie soeben ihren verdienten Mutterschaftsurlaub antritt, holt man stellvertretend den Rüden Max aus dem gleichermaßen gerechten Ruhestand. Daß sich der vorgebliche Kriegsheld und Veteran ad hoc vor jedem Hans und Franz zwecks Kraulen auf den Rücken wirft – geschenkt!
Sofort paßt kein Blatt Papier mehr zwischen Kind und knuffigen Köter, was Vorteile bringt, als das vergnügungssüchtige russische Staatsoberhaupt zu Verhandlungen im Weißen Haus eintrifft. Der Mann hat nämlich – neben Tochter Alex, welche ihre Zickigkeit recht fix ablegt und anschließend zur patenten Kameradin für TJ mutiert – offenbar einen Saboteur dabei. Übt sich der dezent psychopathisch angehauchte Koch im Verschwören? Oder vielleicht das androgyne Einhorn-Fangirl Olga, aus dessen Kehle häufig animalisches Grunzen nach draußen rumpelt? TJ, Alex und natürlich Max gehen auf die ein kleines bißchen gefährliche Spurensuche.
Ja, schon klar, Familienfilm, Unterhaltung, keine Doku, trotzdem: Ernsthaft mit der Kalter-Krieg-Story vom bösen Russen ums Eck zu biegen, ist mindestens reaktionär, paßt ergo gut zur gegenwärtigen – nicht nur – US-Politik. Und außerdem dazu, wie einfach und rückstandslos der treue Max am Ende gegen was Jüngeres getauscht wird; Regisseur Brian Levant und Autor Steven Altiere denken wohl wirklich gern glatt bis platt. Ergo keinerlei Hürden für ausnahmslos furchtbare Darsteller, die an schlimmen Dialogen kauen, synchronisiert mit entäußertem Selbstbewußtsein, das nackte Angst hervorruft. Auch Randy Edelman fährt statt Komplimenten entnervte Schelte ein: Wenn Musik tatsächlich eine universelle Sprache ist, raspelt Edelman penetrant-inhaltsleeres Smalltalk-Süßholz.
Wieder mal muß es folglich der Vierbeiner hinbiegen, über den die Tiertrainerin enthüllt: „Max ist ein Belgischer Schäferhund. Die Hunderasse kommt aus Belgien.“ Ui! Wer kämpft jetzt auch gegen sprachlose Verblüffung? Jedenfalls: Wenn er, eine wahre Schönheit, mittels diverser Winsel- und Knurrlaute sowie seiner Ohren kommuniziert, todesmutig in einen wilden Fluß springt oder Trennungsschmerz erleidet, schmelzen Kleine wie Große widerstandslos dahin. Was die Chose insgesamt zwar kaum besser, aber viel erträglicher macht.
Originaltitel: MAX 2: WHITE HOUSE HERO
USA 2017, 85 min
FSK 0
Verleih: Kinostar
Genre: Kinderfilm, Abenteuer
Darsteller: Zane Austin, Francesca Capaldi, Lochlyn Munro
Regie: Brian Levant
Kinostart: 27.07.17
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...