Wie viele Schriftsteller doch diese kleine Schweiz hervorgebracht hat. Und dabei reden wir hier jetzt nur vom deutschsprachigen Teil des Landes. Aus dem stammen etwa Hermann Hesse und Gottfried Keller. Späterhin dann Friedrich Dürrenmatt, Peter Bichsel, Adolf Muschg oder Fritz Zorn. Und Autoren wie Paul Nizon, Peter Stamm oder der wunderbare Lyriker Felix Phillip Ingold schreiben ein stilistisch so vollkommenes Deutsch, wie man es wiederum in unserer heimischen Gegenwartsliteratur meistenteils schmerzhaft vermißt. Und komme da jetzt keiner mit Günter Grass.
Der allerdings ist eine schöne Brücke zum - natürlich neben Erich von Däniken - international renommiertesten Autoren der Schweiz: Max Frisch, Dramatiker (BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER, ANDORA) und Romancier (STILLER, HOMO FABER, MONTAUK). Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit - und ein streitbarer und zumindest zu Lebzeiten nicht unumstrittener Staatsbürger. Letzterem nun widmet sich Matthias von Gunten in seinem Filmporträt MAX FRISCH. CITOYEN.
Von Gunten buchstabiert dabei ordentlich an Frischs Biographie entlang die Litanei vom kritischen Zeitgenossen, wackeren Demokraten und mahnenden Moralisten. Floskeln vom Autor, der sich einmischt, mit scharfem politischen Bewußtsein die Machenschaften der Macht geißelt und sich dabei ideologisch nicht vereinnahmen läßt, purzeln wohlmeinend durch den Film. Dazu Archivaufnahmen, Originaltöne, Interviews mit Zeitgenossen. Da erklärt uns etwa Ex-Kanzler Helmut Schmidt, was eigentlich ein Intellektueller ist und warum Frisch ein ganz Besonderer dieser Spezies war. Oder Henry Kissinger erinnert sich an einen Abend mit Frisch im Weißen Haus. Und natürlich sprechen da Kollegen in die Kamera. Von Bichsel über Christa Wolf eben hin zu Günter Grass.
Von Guntens Film ist dabei so spannend wie die Betrachtung eines Denkmals. Konsens allenthalben. Keine neuen Schlaglichter, keine Kritikpunkte, keine Facetten. MAX FRISCH. CITOYEN ist ein Porträt in Form musealer Würdigung. Man muß froh sein, daß diese nur den Bürger Frisch betrifft. Frisch, der Autor, hätte das nicht verdient. Denn zumindest dessen Prosa wird niemals auch nur halb so staubig sein, wie diese Doku es jetzt schon ist.
CH 2008, 94 min
Verleih: GMfilms
Genre: Dokumentation, Biographie
Regie: Matthias von Gunten
Kinostart: 27.11.08
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.