D 2005, 87 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Klamotte

Darsteller: Katy Karrenbauer, Toni Krahl, Sebastian Krumbiegel, Franziska Petri, Ben Becker, Kai-Michael Müller, Willi Gerk

Stab:
Regie: Thomas Frydetzki
Drehbuch: Eckhard Theophil

Kinostart: 28.04.05

Noch keine Bewertung

Max und Moritz Reloaded

Schwerfälliges Kamikaze-Kino

Der Aasfresser kreist mit großen Schwingen über der brüchigen Erde. Es riecht förmlich nach Siechtum und Verwesung. Das vom Zahn der Zeit zernagte Ortsschild Thüringens taucht auf im gleißenden Immergold der mitteldeutschen Sonne. Jetzt reißt die Erde schluchtengleich auf, in krachledernen Hosen kraucht Herbert Roth aus der sandigen Gruft, klopft den Staub mit Knochenfingern von seinem legendären Schifferklavier ...

Schade, zu diesem letzten Bild fehlte den Sängern dieser abstrusen Moritat über zwei mißratende Buben am Rennsteig der Mut. So wird zwar Film über vieles böse an-erzählt, aber genau dann, wenn es richtig fies werden könnte, erschreckt zurückgefahren. An Wilhelm Busch freilich erinnert nur der Titel, wenn es auch um zwei minderjährige Brüder geht, von denen die norddeutschen Behörden einfach den Kanal voll haben. Zugeknallt mit Alkopops und mit Babynüttchen auf dem Rücksitz - eine davon Tochter des hanseatischen Senators - werden sie letztmalig von den Bullen geschnappt und nun endgültig zur Erziehung dorthin geschickt, wo zwar gemeinhin Hopfen und Malz verloren sind, aber immerhin Beschäftigung geschaffen werden muß: in den wilden Osten. Beschäftigung vor allem für Axel und Henry, zwei schwule Erzieher in Militärklamotten auf einem Drill-und-Trimm-Gelände.

Dann noch schnell eine Runde auf dem schon recht amüsanten Personenkarussell: die schlampige, vielvögelnde Mutter, dargestellt in einer markerschütternden Fetthaar-Performance von HINTER GITTERN-Walter-Katy Karrenbauer, ein blonder Engel als Sozialarbeiterin, ein bierbäuchiger Lude, der Max und Moritz erst foltert und ihnen bald Schlimmeres androht. Am stärksten präsent immer wieder Henry und Axel. Die dürfen dann in quälender Regelmäßigkeit mit traurig-brüchiger Stimme Lieder vom Abschied der DDR singen - quasi aus erster Hand, denn Prinz Sebastian Krumbiegel und City-Toni Krahl hatten für diesen Wie-gewollt-und-nicht-gekonnt-Schabernack Zeit.

Vielleicht ist aber das Problem, daß nicht nur nicht richtig draufgehalten wurde, sondern auch, daß die Scherze um so vieles älter gar als die friedliche Revolution sind und hauptsächlich im Flachwasser verklärender Erinnerung dümpeln. So gibt’s Karat-Lieder, Eisprinzessinnen, Appelle und Neonazi-Koketterien und die düster dräuende Botschaft, daß nicht alles schlecht war. Damals.

Dieses Kabinettstück deutscher Vergangenheitsbewältigung geriet dem Ex-Knacki Theophil schon recht wüst, reicht aber auch selten höher als Stammtischkante. So verkommt der im Grundkern anarchistisch-sympathische Klamauk schnell zu einer Art Zoobesuch. Mal gucken, staunen, putzig finden und ab ...

In schmunzelnder Erinnerung allerdings bleibt eine Vater-Sohn-Entblößer-Szene: die ist kurz, knackig und richtig erfrischend doof.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.