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Mein Name ist Bach

Biographische Etüde zu vier Händen

Momentan hat das Großkopferte auf der Leinwand Hochkonjunktur. Reformator Luther und Jesus Christus wurden und werden Schulschwänzern und unverbesserlichen Atheisten persönlich näher gebracht. Jedoch, man begegnet ihnen selten auf Augenhöhe und wird zum Hinaufschauen gezwungen, dorthin, wo der kulturgeschichtliche Schinken hängt. Ganz anders in diesem angenehm erdverhaftet inszenierten biographischen Versuch über die Begegnung gleich zweier großer Männer: Johann Sebastian Bach und Friedrich II. von Preußen.

Auf der Grundlage des historisch überlieferten Zusammentreffens der beiden im Mai 1747 in Potsdam, traut sich die Schweizerin Dominique de Rivaz, frei zu extemporieren. Bach, bereits ein älterer Herr mit einem Augenleiden, das ihn bald schon erblinden lassen wird, reist mit seinem ältesten Sohn Friedemann zu dessen Bruder Emanuel, Komponist und Musiker in Diensten des Königs. Die Taufe des ersten Enkelkindes soll gefeiert werden. Doch das kleine Strümpelchen, wie Bach nicht nur seine eigenen Nachkommen sondern alle Kinder nennt, wird von den Ereignissen in den Hintergrund gedrängt. Der launische junge Herrscher befiehlt den berühmten, aber von der Reise arg mitgenommenen König der Musik an seinen Hof. Er solle doch aus dem Stehgreif eine kleine Fuge zu sechs Stimmen komponieren. Bach lehnt ab - Majestätsbeleidigung.

Die teils eifernde, teils freundschaftliche Konkurrenz zwischen dem selbstgewissen Alten, der kaum noch etwas zu verlieren hat und dem verzogenen Jungen, der sich als Staatsmann und musikalisches Genie immerzu beweisen muß, wird zum Motor aller Konflikte zwischen Vätern und Söhnen, Konvention und Freigeistigkeit. Ein umwerfender Vadim Glowna überzeugt als vitaler Bach in einer nicht immer überzeugend erzählten Geschichte, während Jürgen Vogel als Friedrich ein wenig an der Sprache der Zeit würgt.

Spielfreude jenseits filmbiographischer Konventionen beweist die Regisseurin mit allerhand bezaubernden Details. Auch wenn sie sich auf einige schräge Abwege führen läßt, darunter ein zünftiger Abend, an dem Johann Sebastian und Friedrich erst gemeinsam jammen und dann gemeinsam pinkeln.

D/CH 2003, 99 min
Verleih: Pegasos

Genre: Biographie, Historie, Musik

Darsteller: Vadim Glowna, Jürgen Vogel, Anatole Taubman, Paul Herwig, Karoline Herfurth, Gilles Tschudi, Philippe Vuilleumier, Detlev Buck

Stab:
Regie: Dominique de Rivaz
Drehbuch: Dominique de Rivaz

Kinostart: 08.04.04

[ Sylvia Görke ]