So schnell kommt man zu einem Spitznamen - ein Kaugummi unterm Schuh des Lehrers Klameht, und Franz wird fortan Wrigley gerufen. Wie sie da so an der Regenrinne hängen - Wrigley, Bäschtli, Eugen und Eduard - da merkt man es, daß sie richtige Lausbuben sind. Sie wohnen in Bärn, nein, Bern. Wir schreiben das Jahr 1964, und so richtig sattelfest in Orthographie sind sie nicht, dafür aber ein gutes Team: Franz hat die Ideen, Eugen den Plan. Der starke Eduard hat sich schon einmal rasiert und ist fürs Grobe zuständig. Und der Bäschtli, ja, der ist aus gutem Hause und irgendwie das Nesthäkchen. Statt ins Pfadilager machen sich die vier mit dem Rad quer durch die Schweiz auf den Weg nach Zürich zum Bühler Fritzli. Er ist der König der Lausbuben, und gewohnt hat er mal in Bern, im gleichen Haus wie der Eugen, wo die Bengel auch seine Schatzkarte fanden. Gemeinsam soll der Schatz im Titicacasee nun gehoben werden. Aber Zürich ist groß und der Fritzli Bühler mittlerweile erwachsen ...
Ein kleines Wunderwerk ist diese rasant-vergnügliche Kinderbuchverfilmung und avancierte zum Publikumsrenner in der Heimat. Man möchte wieder Kind sein, und am liebsten in der Schweiz der Sechziger, so charmant wird die Odyssee der vier Ausreißer quer durch die sommerliche Bergwelt bis hin in das schmucke Zürich erzählt. Die makellosen Bilder sind mit dem Weichzeichner von Kindheitserinnerungen überzogen, und auch sonst macht Regisseur Michael Steiner alles richtig. Mit Liebe und Witz entwirft er Nebenfiguren, die zu so einer Freche-Jungs-Geschichte eben dazu gehören - von den besorgten Eltern mit ihrem Wettstreit-Spleen über Rockabillys in Zürich bis hin zu überforderten Provinzpolizisten. Er läßt uns voll und ganz eintauchen in die Welt der Lausebengel, wo der erste Kuß ein bedrohliches Ereignis ist, der Papi der strengste Mann der Welt und Mami einfach nur Mami. Nur einmal verirrt sich Steiner in die Niederungen der Pupswitze, aber selbst das gehört dazu. Zumindest wenn es einen Leuteschinder straft, wie den Oberpfadfinder namens Gummi. Und daß sich amüsante Redewendungen im Schwyzerdütsch in so manchen Dialog mischen, rundet den herrlichen Spaß ab.
Schlußendlich werden Eugen und seine Freunde den Fritzli Bühler finden. Wie diese Begegnung aber ausfällt, das wird dem einen oder anderen Elternteil ein Schmunzeln entlocken. Einmal Lausbube, immer Lausbube.
CH 2005, 100 min
Verleih: MFA
Genre: Kinderfilm, Komödie, Erwachsenwerden
Darsteller: Manuel Häberli, Janic Halioua, Dominic Hänni, Beat Schlatter
Regie: Michael Steiner
Kinostart: 28.12.06
[ Roman Klink ]