Originaltitel: SI J’ÉTAIS UN HOMME
F/Belgien 2017, 95 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Komödie
Darsteller: Audrey Dana, Aliode BelaÏdi, Christian Clavier, Éric Elmosnino
Regie: Audrey Dana
Kinostart: 08.06.17
Das mit dem „besten Stück“ bejubeln immer auch deutsche Kinoverleiher, die in Kette französische Komödien, genauer „Hit-Komödien“, kaufen. Gern verhunzen sie dabei den Originaltitel und bringen Gedankenarmes hinter einen Gedankenstrich. Hier erwächst aus einem erstaunlich schlichten „Wenn ich ein Mann wäre“ das kaum erstaunlich lärmige MEIN NEUES BESTES STÜCK mit – kleingedruckt – „Frauen sind die besseren Männer“ als Anhang.
Was wohl könnte nur mit dem besten Stück gemeint sein? Im Ernst, auch Regisseurin und Hauptdarstellerin Audrey Dana meint es heiter und fügt dem Kanon cineastischer Geschlechtertauschaktionen eine Variante hinzu, bei der die Frau nicht komplett zum Maskulinum, sondern zunächst nur mit Zusatzgerät und -funktion ausgestattet wird. Jeanne bleibt nach einer gewissen Kreischzeit Femme banale und zweifache Mutter, schwer neurotisch und mit überdrehter Spirale. Nach einem frühen Gewitter in echt und einem im Privaten, als ihr Mann Jeanne die Ehe kündigt, hat sie dieses Ding da zwischen den Beinen baumeln. „Ohne Schwanz bist Du nichts“, hätte ihr Vater stets getönt. Was hat sie darüber geflucht!
Doktor Pace (Christian „Monsieur Claude“ Clavier ist jetzt Gynäkologe) muß sich erst mal einen Becher Wasser ins Gesicht schießen, als er seiner Patientin in die entkleidete Mitte sieht. Allerdings kommt er noch am schnellsten mit der Situation klar. Jeanne selbst rennt, reibt, salbt, wickelt sich in Folie, klemmt „ihn“ ein und schnürt „ihn“ ab, gesteht nur der besten Freundin, was passiert ist. Bis der interessanteste Moment zugleich des gesamten Films einsetzt. Denn Jeanne arrangiert sich mit Teil und Lage, wird als Frau immer schöner, während sie ihren Mann steht. Bis zum finalen Gewitter.
Was machen wir denn nun mit diesem Film? Alles Hätte-Würde-Könnte nützt ja nichts! MEIN NEUES BESTES STÜCK ist, wie er ist. In der ersten halben Stunde völlig überzogen, mit verklemmten Zoten, mauen Gags und nervigen Karikaturen. Dann plötzlich schleicht sich ein anderer Ton in die Komödie, der ihre Potenzen bloßlegt. Als Audrey Dana wirklich mit dem Wesen von Mann und Frau und dem Tausch spielt, mit Gender-Klischees nicht nur jongliert oder sie platthaut, als Dialoge Kontur bekommen und Witzchen sich zu Witzen strecken.
Allerdings wird man für das erste befreite Lachen und die zweite amüsierte Nachdenklichkeit sofort wieder bestraft.
[ Andreas Körner ]