Originaltitel: IL MIO POSTO È QUI
I/D 2024, 107 min
Verleih: Arsenal
Genre: Drama
Darsteller: Ludovica Martino, Marco Leonardi, Annamaria De Luca
Regie: Daniela Porto, Cristiano Bortone
Kinostart: 15.05.25
Das mit Marta und Michele darf nicht lange währen, aber ein Kind namens Michelangelo wird aus dieser ersten Liebe entstehen. Bis Weihnachten wollte Michele wieder bei Marta sein, doch er kehrt nie mehr ins Kalabrien des Jahres 1940 zurück. Marta bleibt allein mit dem Sohn zurück, zurückzubleiben in des Wortes doppeltem Sinn mag sie indes nicht. Das Ende des Krieges bedeutet in Italien den Beginn neuer Kraftströme.
MEIN PLATZ IST HIER – es sagt sich so leicht, wenn das Weggehen noch keine Option ist. Mitte der 40er, als sich die Handlung des unspektakulären Dramas von Daniela Porto und Cristiano Bortone festhakt, wird dieser Spruch nicht mehr für alle stimmen. Marta kostet frischen Wein in neuen Schläuchen, Lorenzo aber, der als „Schwuchtel“ demaskierte und verunglimpfte Assistent des Priesters, begräbt alle Hoffnungen. Er ist älter und ernüchterter. Marta wird Lorenzos freundschaftliche Hilfe noch annehmen können und in ein Leben als mutig gewordene junge Mutter starten.
Buch und Regie verknüpfen hier einen selbst benannten und hochinteressanten Aspekt italienischer Gesellschaftsgeschichte: Parallelen zwischen dem Kampf um die Rechte der Frauen und denen der Homosexuellen. Schade nur, daß der narrative Fokus immer wieder an Schärfe verliert. All zu pittoreskes Dorf- und Familienleben mit einigen unbehauenen Charakterskizzen verhindert die vollherzige Zuwendung vor allem für die famos spielende Ludovica Martino in der Hauptrolle. Ihre Marta ringt zunächst still um neue Werte, im Verbund mit anderen fortschrittlichen Frauen jedoch wird sie das Aufbegehren schaffen. Daß sie jetzt wählen dürfen, ist nur ein erster Schritt.
[ Andreas Körner ]