D 2013, 88 min
FSK 12
Verleih: Alamode
Genre: Drama, Familiensaga
Darsteller: Jördis Triebel, Lisa Hagmeister, Nina Kunzendorf
Regie: Lars Kraume
Kinostart: 06.02.14
Der Tod ist ein großes waberndes Etwas, irgendwo am Ende des Tunnels, nicht sichtbar und damit eigentlich nicht vorhanden. So geht es wohl den meisten Menschen, die sich nicht permanent mit der Endlichkeit des eigenen Daseins beschäftigen müssen und wollen. Für Linda gehört der Tod zum Leben. Auf Grund eines Herzfehlers bescheinigten ihr die Ärzte ein paar Monate, mittlerweile sind 30 Jahre daraus geworden. Doch auf einmal spürt sie das nahende Ende. Ihre letzten Tage will sie nicht mit ihrem pausbäckigen Ehemann, sondern mit ihren beiden Schwestern verbringen. Die ältere Katharina, die mit ihren drei kleinen Kindern im Familienstreß feststeckt, ist nicht sonderlich begeistert, als Linda und Clara plötzlich vor der Tür stehen.
Auf der Reise an einen Ort ihrer Kindheit wird die Rollenverteilung schnell klar. Während Katharina die Vernünftige ist, fühlt sich das Nesthäkchen Clara außen vor und tut sich schwer, ihren Platz im Leben zu finden. Sie ist die Labile in dem Trio, in dem eine immer im Mittelpunkt stand: Linda. Stark und robust wirkt sie, und nur manchmal, wenn sie mitten auf der Straße einfach umfällt, wird deutlich, wie es um sie steht.
Wie lebt es sich mit dem Wissen, daß nur noch ein paar Tage Leben übrig bleiben? In dieses emotionale Gefängnis begibt sich Lars Kraume in seinem Drama MEINE SCHWESTERN. Linda, die ihre Familie zwar schweren Herzens zurückläßt, hat am wenigsten Angst vor dem Tod. Schwerer ist es für Clara und Katharina. Von klein auf wurden sie dazu erzogen, ihre Bedürfnisse hinten anzustellen. „Ich hab mir das nicht ausgesucht“, sagt Linda einmal, als der Vater anruft und ausschließlich nach ihrem Wohlbefinden fragt. Linda nutzt die Reise, um noch einmal ihre Freiheit zu genießen, aber auch, um die Familiendinge zu regeln. „Du mußt netter zu ihr sein“, sagt sie zu Katharina, die von Claras Unsicherheit genervt ist.
MEINE SCHWESTERN ist ein leiser Film über das Abschiednehmen, aber auch über das enge Band, das Geschwister zusammenhält, trotz aller Unterschiede. Lars Kraume bleibt mit der Kamera nah an den überzeugenden Darstellerinnen, holt ihr Innerstes mit Blicken und Gesten nach außen und reduziert die Dialoge auf das Nötigste. Am Ende wird deutlich, daß man sich zwar auf den Tod vorbereiten kann, die Leerstelle aber, die ein geliebter Mensch hinterläßt, dadurch nicht kleiner wird.
[ Claudia Euen ]