D 2021, 79 min
FSK 0
Verleih: eksystent
Genre: Dokumentation
Regie: Susanne Kim
Kinostart: 04.11.21
Kinder leben oft in ihrer selbstgeschaffenen Welt, und die kollidiert gern mit dem, was Erwachsene als Realität vorgeben. Roya, Elias, Joline und Wisdom sind Kinder mit einer sehr lebendigen Innenwelt, die damit in der Außenwelt oft anecken. Von dieser bekommen sie verschiedene Etiketten verpaßt (Migrantenkind, Flüchtling, Autist, Lernschwacher), die ihre Unangepaßtheit einordnen sollen. Dabei bewirken diese Schubladen vor allem eines: Sie beschränken die Kinder in ihren Möglichkeiten und grenzen sie aus.
Die Leipziger Filmemacherin Susanne Kim läßt sich von den vier Heranwachsenden auf ihren ganz eigenen Planeten mitnehmen. So ist ein sehr ungewöhnlicher Film entstanden, der genau wie seine jungen Protagonisten auf bestehende Kategorien pfeift. MEINE WUNDERKAMMERN ist mit seinen zahlreichen inszenierten Momenten kein klassischer Dokumentarfilm. Zum Glück! Vielmehr wirkt er wie eine gemeinsame Reise von den Kindern und dem Filmteam.
Sehr spielerisch und assoziativ nehmen uns die vier mit in ihre jeweiligen Wunderkammern. Da gibt es Katzenmenschen, eine eigenwillige Sprachbox namens Rose, die unglaubliche Geschichte einer Löwenzunge, Meerjungfrauen, blaue Käfer … Und immer wieder wuseln plüschige Meerschweinchen durchs Bild. Diese Phantasiewelt erwacht mittels witziger Animationen zum Leben, die sich über viele Filmbilder legen. Aber es geht bei weitem nicht alles bunt und phantasievoll zu. Denn leider teilen die Kinder die Erfahrung, daß sie in ihrem Alltag oft ausgegrenzt, gemobbt und diskriminiert werden.
Die Kinder sprechen offen über ihre Verletzungen, und das geht sehr nah. Aber MEINE WUNDERKAMMERN zeigt sie keinesfalls als Opfer ihrer Umgebung, sondern gibt ihnen Raum, ihre Stärken, Wünsche und Träume zu entfalten. Zum Beispiel in selbst für den Film geschriebenen Songs, da heißt es unter anderem: „Du bist nicht komisch oder anders, Du bist einzigartig, zeig das!“ Am Ende bauen sich Wisdom, Joline, Roya und Elias zusammen mit anderen Kindern eine Welt nach ihren Vorstellungen, die nicht bestimmt ist von den Zuschreibungen der Erwachsenen. Darin liegt eine große Freiheit, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Zuschauer, die sie ein Stück ihres Weges begleiten dürfen.
[ Dörthe Gromes ]