Originaltitel: MEMENTO

USA 2000, 117 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Thriller, Psycho

Darsteller: Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano

Regie: Christopher Nolan

Kinostart: 13.12.01

1 Bewertung

Memento

Schweißtreibender und beunruhigender Bleib-Dran-Ausnahmethriller

Es gibt sie nicht oft, jene genialisch fiesen, beängstigend schweißtreibenden Spinnennetzthriller, bei denen man vor Unbehagen im Sessel hin und her rutscht. Mit MEMENTO kommt mal wieder einer in die Kinos, einer der besten überhaupt.

Die Eleganz in Person: Leonard fährt schicke Autos, hat die Taschen voller Geld und trägt edlen Zwirn in nicht ganz edler Mission. Er zieht durchs Land um zu töten, weil getötet wurde. Leonard ist dem Mann auf der Spur, der einst seine Frau mißhandelte und ermordete. Er ist allein, die Bullen glauben seinen Anschuldigungen längst nicht mehr. In jener schicksalsträchtigen Nacht hat der ehemalige Detektiv nicht nur seine Frau verloren, sondern auch sein Gedächtnis. Leo ist nicht in der Lage, sich daran zu erinnern, was eine Viertelstunde zuvor geschah. Im Wissen darum, baut sich der einsame Jäger eine Welt aus Memo-Blättchen, Polaroids, gut und akribisch geordneten Handlungsabläufen und Karteikarten auf. Die wichtigsten Ziele dürfen nicht vergessen, müssen also eigenhändig in die rachelüsterne Haut tätowiert werden: "Find him and kill him"...

In perfekt getimter Schraubendreher-Manier schickt Regisseur Nolan den apokalyptischen Reiter und den Zuschauer auf eine verwirrende Reise, deren Anfang vom Ende kaum zu unterscheiden ist. Rätselhafte Rückblenden, klaustrophobische Farb- und Kontrastspiele und beklemmende Off-Stimmen drehen die Zwingen enger und enger. Leonard kann diesem quälenden Alptraum nicht entkommen, der Zuschauer auch nicht. Spannung wird hier nicht über’s Orchester verschrieben. Spannung entsteht im erzählerischen Duktus, im rhythmischen Pulsieren. Der Feldzug eines Getriebenen als Puzzle, dem immer irgendein Teilchen fehlt, als Mosaik, dessen getrübte Schönheit sich erst nach vollendeter Pflichterfüllung im Namen unzerstörbarer Liebe entfalten kann. Leo muß das Schwein finden, dann erst atmet der Zuschauer auf. Interaktiver geht’s im Kino kaum, beeindruckender auch nicht! Mit diesem intelligenten und heißkalten Trip wird Ausnahmekino neu definiert.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.