Originaltitel: VEDEN VARTIJA
Finnland/D/Norwegen/Estland 2022, 100 min
Verleih: Real Fiction
Genre: Science Fiction, Drama
Darsteller: Saga Sarkola, Lauri Tilkanen, Mimosa Willamo
Regie: Saara Saarela
Kinostart: 08.06.23
Der Zukunft ist die Farbe entwichen. Schon der schwarz-weiße Vorspann von Saara Saarelas Romanverfilmung stimmt konsequent auf frostig-fahle Aufnahmen ein: Endzeitstimmung ist mal wieder angesagt. Der Kulturbetrieb wird nicht müde, anhand gegenwärtiger Konflikte drohendes Elend durchzuspielen. In MEMORY OF WATER macht sich der Klimawandel bemerkbar.
Sauberes Wasser ist ein rares Gut geworden, Menschen leiden und werden unterdrückt vom autoritären System. Der Film sucht dessen Überwindung zunächst in der Vergangenheit: Noria, die Protagonistin, muß sich mit dem Erbe ihres toten Vaters beschäftigen. Verschüttetes historisches Wissen wird zum Schlüssel für den Ausbruch des Volkes aus der Unmündigkeit. Zeitlos ist das, abgestanden ebenfalls. Man muß sich einiges einfallen lassen, um mit einem solchen Rebellen-Stoff heute nicht zu langweilen. Der Film zeigt immerhin, daß es keine Riesenbudgets und Materialschlachten braucht, um stimmungsvolle Sci-Fi-Bilder auf die Leinwand zu bringen.
Im Kern weckt dieser ideenarme Film aber, wie viele Genrekollegen inzwischen, eine zähe dystopische Übersättigung. Es sind die immergleichen bedeutungsschweren Dialoge und bleichen Bilder von brutalen Ordnungshütern, wundersamen technischen Gadgets, tristen futuristischen Städten und verfallenden Gegenden. MEMORY OF WATER heftet sich dabei an das Persönliche, Intime, vernachlässigt aber die Größe seiner Welt und hindert sie am Leben. Sein Aufbegehren verharrt im engen Dunstkreis und konventionellen Erzählformeln. Auch die Apokalypse ist schließlich vor Routinen nicht gefeit. Was, wenn sie längst an Schrecken verloren hat?
[ Janick Nolting ]