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Messner

Über allen Gipfeln

Er erklomm 14 Achttausender im Himalaya ohne künstlichen Sauerstoff, querte zu Fuß extremste Entfernungen durch Eis- und Sandwüsten, suchte an den schwierigsten Bergen der Welt gerne jene Kletterrouten, die die Schwierigkeiten nochmals multiplizierten: Reinhold Messner ist wohl der berühmteste deutsche Alpinist, seine Unternehmungen waren nicht selten spektakuläre Grenzgänge, oft hinaus über das eigentlich Menschenmögliche. Was nicht immer, man weiß es, ohne Tragödien verlief. Und mag man nun diesen Mann mit Bewunderung oder Skepsis wahrnehmen, die Fragen „Warum macht der das?“ und „Was treibt den Kerl um?“ hat sich wohl jeder schon mal gestellt.

Nun, auch Andreas Nickels dokumentarisches Biopic MESSNER gibt keine Antwort darauf, die greifbar, die erschöpfend wäre. Und das, obwohl man sich hier wirklich reinkniet in dieses Messner-Charakter-Bergmassiv, das zerklüftet, unerkundbar und manchmal, trotz charismatischer Präsenz, fast wie entrückt wirkt. Messner selbst gibt dabei überlegt, geduldig, freundlich Auskunft. Auch dann, wenn er mit den Tränen kämpft bei der Erinnerung an den Tod seines Bruders Günther. Damals, 1970 am Nanga Parbat.

MESSNER versucht den Gegenstand seiner Betrachtung mit all den Mitteln zu erklimmen, die dem Kino zur Verfügung stehen. Es gibt großartige, gleichnishafte Naturbilder in diesem Film, Bergpanoramen, über die die Kamera gleitet, bis sie im Felsmassiv fast erschütternd klein einen Menschen einfängt. Es gibt Spielszenen, die ohne folkloristische Ausschmückungen atmosphärische Skizzen aus Messners Kindheit und Jugend zeichnen. Und es sprechen Freunde, Brüder, andere Bergsteiger in die Kamera – sich erinnernd und erkundend, wer dieser Mann ist. Oder sein könnte.

In einer Archivaufnahme ist dann auch der schon greise Luis Trenker zu sehen, der über den damals jungen Wilden Reinhold Messner, der das Bergsteigen in das Interesse der Öffentlichkeit rückte wie vor ihm wohl nur Trenker selbst, sagt: „Fabelhafter Kletterer, fabelhafter Techniker, aber voller maßloser Eitelkeit. Keine Ehrfurcht vor der Natur und auch nicht vorm Herrgott.“ Das mag man belächeln ob all der altmodischen Moralemphase – aber vielleicht ist darin doch auch ein Kern Wahrheit.

Andreas Nickels sehenswerter Film jedenfalls zeigt, daß einen Menschen zu erkunden mitunter schwieriger scheint, als einen Achttausender zu erklimmen.

D 2012, 108 min
FSK 6
Verleih: Movienet

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Andreas Nickel

Kinostart: 27.09.12

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.