D 1927, 145 min
FSK 6
Verleih: Warner
Genre: Stummfilm, Drama, Science Fiction
Darsteller: Fritz Rasp, Gustav Fröhlich, Brigitte Helm, Alfred Abel
Regie: Fritz Lang
Kinostart: 12.05.11
Oft sind die Geschichten um die Entstehung und Widerstände eines Films einen eigenen Film wert. Nun gut, das findet beinahe jeder Filmemacher der Gegenwart und läßt irgendeinen Praktikanten ein Making Of zu seinem Hauptwerk drehen. Aber gemeint ist hier eine richtige Kinogeschichte um einen Film mit Kinogeschichte, so vorhanden bei Fritz Langs Meister-Sci-Fi-Epos METROPOLIS. Die Premiere gab es, der filmgeschichtlich bewanderte Leser dürfte es wissen, bereits 1927, allerdings mit wenig Erfolg bei Publikum und Kritikern. Also wurde das Werk verstümmelt, mit dem Ergebnis, daß die rund 35 herausgekürzten Minuten über 80 Jahre verschwanden. Bis vor drei Jahren die Chefin des Filmmuseums von Buenos Aires eine Kopie mit 28 der verschollenen 35 Minuten in ihrer Filmsammlung entdeckte. Ein Sensationsfund.
Die hier aus Platzmangel einmal als bekannt vorausgesetzte Geschichte des Klassikers hat sich natürlich nicht komplett verändert, wird aber durch die wieder angegliederten Sequenzen um wichtige Details erweitert. Gerade was den Manipulationsplot um die Maschinenfrau Maria angeht, gibt es aufschlußreiche neue Einblicke. So erfährt man mehr über die Beziehung zwischen Freder und Josaphat sowie zwischen besagtem Herrschersohn und dem Arbeiter Georgy, mit dem er die Identität tauscht. Darüber hinaus wird das „Furioso“, das flutenreiche Finale des Films, um eindruckvolle Aufnahmen erweitert, die Langs Vision viel besser erahnen lassen und dem ganzen apokalyptischen Schluß einen stimmigeren Rhythmus geben.
Wenn ein Film solch eine Geschichte hinter sich hat, hinterläßt das natürlich Spuren, und die sind im Fall der neuen Fassung von METROPOLIS leider trotz aufwendiger Restaurierung sichtbar. Das Material aus Argentinien war stark beschädigt, und die Zeichen der Zeit, vor allem die Ausbleichung der Streifen, sind einfach nicht gänzlich wegzuretuschieren. Aber mit etwas Vorstellungsvermögen kann man sich die ursprüngliche Pracht der Bilder dennoch vors innere Auge führen.
Sorgen bereitet da eher der Gedanke an die sich anbietende filmische Umsetzung der Hintergrundgeschichte: Der Verfasser sieht schon einen deutschen Indiana Jones-Verschnitt als Retter der verlorenen Rollen durch Buenos Aires hetzen. Bleibt zu hoffen, daß zumindest kein TV-Eventmovie draus wird.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...