Originaltitel: MILLER’S GIRL
USA 2024, 94 min
FSK 16
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama, Thriller, Erotik
Darsteller: Jenna Ortega, Martin Freeman
Regie: Jade Halley Bartlett
Kinostart: 14.03.24
Beinahe rührend, wie sehr dieser pseudo-verruchte Teenie-Thriller in einer schnellebigen Zeit noch an die Macht von Literatur als Unterbrechung glaubt! MILLER‘S GIRL schiebt sie als zentrales Kommunikationsmedium zwischen Menschen, rüttelt mit ihr am Innersten, an den verborgensten Trieben und Gelüsten, und formt sie schließlich zur Waffe. Kopfzerbrechen bereitet ihre Unzuverlässigkeit, wenn sich Realität und Fiktion nicht trennen lassen: Haben sie sich nun wirklich geküßt oder nicht? Alles nur erfunden? Was lief da noch, im Anschluß an dieses verkitschte Musikvideo-Techtelmechtel im Regen, zwischen dem Literaturprofessor und der aufstrebenden Schülerin?
Zwielichtig kommt sie aus dem Gruselwald gestapft, um ihm den Kopf zu verdrehen. In ihren ersten Übungen als Autorin eifert sie später dem Skandalschriftsteller Henry Miller mit einer autobiographisch gefärbten (?), pornographischen Kurzgeschichte nach. Als sie dafür nur Zurückweisung erfährt, wird es brenzlig für alle Beteiligten, wenngleich die Bilder dieses Films weder wahrlich Anstößiges noch das Katz-und-Maus-Spiel zu bieten haben, für das er beworben wird!
Jung und Alt wollen sich hier in einer Gratwanderung zwischen tabuisierter Erotik, Emanzipation, Selbstbestätigung und Vernichtungsdrang begegnen. In Wirklichkeit ist dies jedoch ein immens verhuschter, autoritätshöriger, unfertig erscheinender Film, der mehr als chaotische Warnung denn als tatsächlich lustvolles und damit womöglich gar provokantes Spiel mit Kräfteverhältnissen formuliert ist. Sein verknapptes Zurechtrücken weniger Handlungsteile endet ausgerechnet dann, wenn es gerade spannend zu werden verspricht.
[ Janick Nolting ]