Originaltitel: THE MIRACLE
USA 2004, 135 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Drama, Sport
Darsteller: Kurt Russell, Eddie Cahill, Patricia Clarkson
Regie: Gavin O’Connor
Kinostart: 22.07.04
1980 hatten die Amerikaner völlig das Vertrauen in ihre Kraft verloren, die Menschen aufgehört zu glauben. Alle warteten auf ein Zeichen des Aufbruchs. Und dann geschah es: Das noch unerfahrene olympische Eishockey-Team rang den Sowjets nach sechzehn Jahren einmal die Goldmedaille ab. Keine Frage, daß dieser Stoff dringend verfilmt werden mußte. Auch keine Frage, daß es sich aus technisch-sportlicher Sicht um ein beeindruckendes Werk handelt. Wer also auf einen Film mit fulminanten Duellen auf dem Eis gewartet hat, bitte: hier ist er.
Davon abgesehen erstickt der konfliktscheue Film leider alle interessanten Ansätze im Keim. Die Geschichte als Charakterstudie des Trainers Herb Brooks anzulegen, ist ein guter Ansatz. Nicht nur, weil Kurt Russell als kauziger Karohosenträger zu sehen ist. Sondern, weil sich hier persönlicher Ehrgeiz zu Widerstand beschwörenden Trainingsmethoden gesellt. Brooks will die Russen mit ihren eigenen Waffen schlagen: Disziplin und Disziplin. Das Team ist alles, der Einzelne ist nichts. In der eindringlichsten Szene kommandiert der Trainer seine Leute bis zur Erschöpfung über das Eis. Doch damit ist das Thema auch erledigt.
Herb wird vor keine echten Proben gestellt und ist über alle Zweifel erhaben. Weil es irgendwie dazu gehört, gerät er zwar noch an die Ehefrau. Doch das wird sofort glatt gebügelt. Natürlich sitzt die Gattin jubelnd im Zuschauerrang. Ebenso wie der stolze Alibi-Vater. Denn es wird Wert darauf gelegt, daß die amerikanischen Spieler einfache Jungs aus einfachen Familien sind. Und in punkto Sport haben Väter und Söhne noch denselben Traum.
Was bleibt, ist ein pathetisches Loblied auf Teamgeist und Zusammenhalt. Ja, wir haben verstanden: Es geht um mehr als Sport. Es geht auch um einen ideellen Sieg im Kalten Krieg. Dazu taugen Reden von Jimmy Carter, Fernsehausschnitte über die Besetzung Afghanistans und natürlich die Klischeebilder vom Russen: stiernackige Kampfmaschinen, die im Gegensatz zu den kaugummikauenden Amerikanern keine Miene verziehen.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...