Originaltitel: MIRRORS

USA 2008, 111 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Horror, Mystery

Darsteller: Kiefer Sutherland, Paula Patton, Cameron Boyce, Erica Smart

Regie: Alexandre Aja

Kinostart: 30.10.08

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Mirrors

Kruder Horror in üblicher Rastlosigkeit

Ja, Spiegel können der Horror sein. Etwa beim verkaterten Morgenblick nach durchzechter Nacht. Was freilich nichts im Vergleich zu dem ist, was Schneewittchens Stiefmutter oder gar Dionysos widerfuhr, dessen Seele ja einst in einem Spiegel gefangen blieb.

Ob des blutigen und perfiden Erstlings HIGH TENSION mit einigen Lorbeeren bedacht, schwante einem bezüglich Horrorregisseur Alexandre Aja schon nach dessen zweitem Film, dem Wes-Craven-Remake THE HILLS HAVE EYES (immer noch blutig, kaum noch perfide), nichts Gutes. Böse Ahnungen, böses Omen. MIRRORS ist des Franzosen zweite US-Arbeit, und die fleddert den Korea-Horror INTO THE MIRROR.

Ben, ein geschiedener Ex-Cop und Ex-Säufer, nimmt einen Job als Nachtwächter in einem verfallenen New Yorker Kaufhaus an. Dieses entpuppt sich als Hort des Bösen, das dort hinter zahlreichen Spiegeln lauert und lockt und tötet. Und Ben alsbald die Hölle auf Erden bereitet. Verständlich ist es ja, daß Aja nach der schnörkellosen Blutrünstigkeit seiner Vorgängerfilme mit MIRRORS mal eine andere Art Horror versuchen wollte. MIRRORS möchte, wenn er auch nicht gänzlich ohne Splattereffekte auskommt, vor allem mystischer, doppelbödiger, verrätselter sein. Aja müht sich redlich, er strampelt sich ab - und man merkt dem Film dieses Mühen furchtbar an - etwas von einer Atmosphäre zu erschaffen, die über schrille Schocks hinausgeht, die dem hitzig-blutigen Terror das kalte, das subtilere Grauen entgegensetzt. Vergebens. So gesellt sich zu einer immer kruder werdenden Story voll unfreiwilliger Komik und zu den schlicht gestrickten Charakteren ein weiteres Symptom - wie Aja nämlich die eigentlich wunderbaren Räume des nächtlichen Kaufhauses eben nicht zu nutzen weiß. Man möchte fast brüllen: Mach doch mal langsam, Junge! Hetz nicht so! Doch um im morbiden Set-Design, zwischen unzähligen Spiegeln, in denen sich schaurigschön die Schaufensterpuppen reflektieren, in Ruhe zu schwelgen, auf Zeit zu spielen, die Erwartungen auch mal anzuheizen, in dem man sie unterläuft, dafür hat Aja weder Nerven noch Gespür.

Ist ihm das bewußt geworden? Möglich. Oft wirkt es nämlich so, als wolle da einer seinen Film nur schnell hinter sich bringen. Unheimlich, daß da vielleicht für Aja selbst MIRRORS zu einem bösen Blick in den Spiegel wurde. Was der zeigt? Die Grenzen eines Regisseurs.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.