D 2019-2022, 87 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm
Genre: Dokumentation, Schicksal
Regie: Radek Wegrzyn
Kinostart: 09.11.23
Die Holocaust-Überlebende Rita Kasimow-Brown wohnt gemeinsam mit Schicksalsgenossen im von evangelikalen Christen unterstützten Haifaer „Warmen Heim“, das immer zweijährlich eine Misswahl ausrichtet – siehe Titel. Vollmundig wird veranstalterseitig hervorgehoben, es ginge keineswegs um Schönheit, sondern Persönlichkeit, die Feier starker Frauen; wir schauen hier den Proben zu.
Und beobachten häufig Irritierendes bis Unangenehmes: Muß, gemessen am Text, beim Bühnenauftritt Gloria Gaynor „I Will Survive“ schmettern? Ist es nötig, den Damen in harschem Kommandoton Outfits zu arrangieren, ihnen eine durchgetaktete Choreographie einzuimpfen? Und ständig drohen potentielle Fehler: „Wenn das im Wettbewerb passiert!“ Geschähe dann etwa unglaublich Furchtbares?! Es bleibt da kaum aus, Kritikern beizupflichten, die bloß eine Verkaufsshow zwecks Spendensammlung sehen. Ultimativ, zudem schrecklich absurd die Vorstellung der amtierenden Siegerin Judith Markovich. Welche aber tatsächlich Rita Berkowitz heißt …
Offensichtlich will die Doku solche Respektlosigkeit anprangern, kann sich allerdings selbst davon auch nicht ganz befreien. Läßt wiederkehrend (aus Zeitgründen?) eine Off-Sprecherin Ritas Erinnerungen auf Inhalte komprimiert nacherzählen, wozu Meditationsmusik klimpert. Ansonsten suchen gelegentlich eingestreute, mal längere, oft jedoch kürzere Gesprächsfetzen aus, was Rita und die anderen berichten dürfen, obwohl sie so vieles zu sagen hätten. Bestürzend, wie die Chance, jenen letzten Stimmen vor ihrem endgültigen Verstummen zuzuhören, weitgehend vertan wurde.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...