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Mondomanila

„The Story Has No Story, Life Has No Meaning Until Meaning Comes To Life ...“

... so ein Songtext in Khavn Dela Cruz’ Film, der dem Gefühl, welches der philippinische Regisseur provozieren will, wohl am nächsten kommt. Man kann dieser Geschichte der Demütigung, der Ignoranz und des Fatalismus, die sich brutal Bahn brechen und wie eine riesige vergiftete Schlammwelle als rohe Wahrheit über uns hereinstürzen, durchaus etwas abgewinnen, ihr zynischen Humor und derbsten Slapstick attestieren. Wer würde auch schon halbwegs bei Sinnen ein gefälliges Slum-Drama in Manila inszenieren, in dem man dann mitfühlen muß mit den armen Kindern ...

Khavn will unsere verdammte Betroffenheit nicht. Er will kein Mitleid mit den Drogensüchtigen, den „Ficksklaven“, den „Niggern Asiens“. Stattdessen führt er uns clipartig in die Welt des Tony de Guzman und seiner Partygesellschaft ein, die den Tanz auf dem Vulkan zelebriert. Schnell, sehr schnell ziehen die Sequenzen vorbei. Aber trotzdem möchte man noch vorspulen dürfen, wenn wir beim Wichsen, Saufen, beim Ficken einer Gans, Sex, immer wieder Sex, dreckig und auch mit Kindern praktiziert, beim Töten zusehen müssen. Dazwischen findet sich auch ein wenig Handlung. Tony hat eine Mutter, die vom dritten Unbekannten schwanger ist, sein kleiner Bruder geht anschaffen. Hauptsächlich ist es der alte Rassist Whiteboy – wie sein Name schon sagt, ein Weißer – der sich an kleinen Jungen aufgeilt. Tony will Rache.

Wichtig ist dieser Erzählstrang nicht. Wie der an das Genre der Mondo-Filme angelehnte Filmtitel schon sagt, zeigt Khavn im Stil dieser Fake-Dokus, die in den 60er Jahren in Italien aufkamen, vor allem expliziten Sex und rohe Gewalt, springt dabei stilistisch vom Film noir in die Doku und von dort in eine groteske Musical-szene. Das Drehbuch hat er zusammen mit Norman Wilwayco entwickelt, der in seinem gleichnamigen Buch „Mondomanila“ eine „Story“ entwickelte. Khavn adaptiert das nicht, springt hinein, läßt die Entwicklung seiner Charaktere einfach aus, verweigert dem Zuschauer jegliche Annäherung an sie. Man bleibt außen vor, Voyeur dieser abstrusen Show der Krüppel und Kleinwüchsigen, Häßlichen, Fetten und Blinden, der Verlierer. Genau das will der Regisseur. Man soll die „Wunde anfassen.“

Was man damit macht, und was es mit einem macht, interessiert Khavn nicht. Aber gerade deshalb löst es auch nicht viel mehr aus als Ekel – den überheblichen Ekel, den der Regisseur uns unterstellt.

Originaltitel: MONDOMANILA

Philippinen/D 2011, 75 min
FSK 18
Verleih: REM

Genre: Mockumentary, Schicksal, Drama

Darsteller: Marife Necesito, Timothy Mabalot

Regie: Khavn Dela Cruz

Kinostart: 16.05.13

[ Susanne Schulz ]