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Mondscheintarif

Ruf an, Traummann!

"Der Mann muß anrufen. Allerspätestens nach drei Tagen." Cora Hübsch wartet auf einen Anruf. Denn Cora ist verliebt, sie hat Dr.med. Daniel Hoffmann kennengelernt, ließ sich ausführen, und am Mittwoch hatten sie den Sex ihres Lebens. Doch nun ist schon Samstag und kein Anruf. Warten ist die Hölle, wenn man verliebt ist...

Das klingt nach nichts? Nach inhaltloser Unterhaltung? Weit gefehlt, denn womit sich Ralf Huettner nach drei Jahren Regiepause zurückmeldet, ist Herzkino vom Feinsten. Er hat aus Ildikó von Kürthys populärem Roman eine wundervolle Mischung aus flockigem Humor, ergreifendem Herzschmerz und filmischer Meisterklasse gezaubert. Wer für die kalten Tage einen guten "Date-Film" gesucht hat, voilá - der könnte es sein.

"Aber Cora Hübsch ist dunkelhaarig und sie raucht ganz viel, so habe ich sie mir vorgestellt..." Natürlich wird es wieder die üblichen Einwände geben, das Buch sei besser, der Film würde soviel auslassen. Ich laß mich da auf keine Diskussion ein (zumal ich das Buch nach zehn Minuten schon wieder aus der Hand gelegt habe). Roman ist Roman und Film bleibt Film. Was wäre die Alternative? Live-Lesungen im Kino? Nette Idee...

Für Streitgespräche wird sicher Gruschenka Stevens als Cora Hübsch sorgen. Auf den ersten Blick eher interessant als attraktiv, ist sie jedoch die wesentliche Kraft. Ralf Huettner fordert viel von seiner Hauptdarstellerin, sie soll uns das Innenleben einer verliebten jungen Frau spüren lassen und auch noch einen ganzen Film lang fesseln, der allerhand optische und dramaturgische Zaubertricks entgegensetzt.

Huettner läßt Cora direkt mit dem Zuschauer sprechen, Rotz und Wasser heulen, macht ihre Gedanken sichtbar und spielt mit den Zeitebenen. Gruschenka Stevens meistert all das bravourös, und ehe man es sich versieht, bangt man, freut sich über jeden Funken Hoffnung und leidet mit ihr. "Nicht erschrecken, ich werde gleich weinen..." - da kullern bestimmt die Tränen im Kino. Auch Tim Bergmann ist als Prinz in Weiß ideal besetzt.

Einzig für den publicitygeilen Auftritt der Jammer-Rocker von Reamonn (vier qualvolle Minuten) gibt es fast keine Entschuldigung. Fast.

[ Roman Klink ]