Originaltitel: COMPLÈTEMENT CRAMÉ!
F/Luxemburg 2023, 110 min
FSK 0
Verleih: MFA
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Fanny Ardant, John Malkovich, Émilie Dequenne, Eugénie Anselin, Philippe Bas
Regie: Gilles Legardinier
Kinostart: 21.12.23
Natürlich würde neben Fanny „La grande dame“ Ardant selbst der Dübelverkäufer vom Billigbaumarkt noch eine ordentliche Figur abgeben. Hier aber ist es John Malkovich in voller, bei ihm nicht seltener Montur eines Gentlemans. Noch Fragen?
Andrew Blake wird in England „Unternehmer des Jahres“, und er unternimmt etwas: schwänzt die Zeremonie, hat den Kanal erst voll, um ihn danach zu überwinden und im pittoresken Anwesen von Nathalie Beauvillier abzutauchen, dort, wo Andrew vor vier Jahrzehnten seine künftige Frau erst traf und mit ihr dann eine bezaubernde Ehe lebte. Heute ist vieles anders als damals: Der Hausherr fehlt, Madame ist allein und klamm bei Kasse, so sehr, daß sie in froher Erwartung jede Glückspostwurfsendung mitnimmt. Und seit vier Monaten ist Andrew Witwer. Und es tut weh. In der Domaine de Beauvillier hofft Mr. Blake auf seelisches Pflaster. Daß er von jetzt auf sofort in eine ungeahnte Rolle als Butler würde hineinwachsen und das auch noch genauso würde wollen, überrascht ihn dann doch am meisten. Die ansässige (verhinderte Meister-)Köchin und Haushälterin Odile hatte sich kurzerhand getäuscht, in ihm statt eines seltenen Gastes eben den Bewerber auf die heimlich ausgeschriebene Stelle erkannt und genauso behandelt. Daß Andrew bleiben darf und Butler wird, ist ein geheimer Deal zwischen beiden.
MONSIEUR BLAKE ZU DIENSTEN – Gilles Legardinier verfilmte seinen eigenen Roman – entwickelt sich fortan zum launigen Stück für fünf Personen und zwei temporär eingreifende Gäste. Die Story atmet angenehm ruhig und unaufgeregt vor sich hin, offenbart Charme, lebt sehr von diesen vorgetäuschten Tatsachen, ausgeteilten britisch-französischen Spitzen und situationskomischen Momenten, die gern vor allem über Sprachbarrieren hüpfen (OmU ist Pflicht!) und das Erwartbare so weit wie möglich umkurven, wenngleich die Zielflagge freilich dort geschwungen wird, wo sie im Gutfühl-Kino hingehört.
Schon glaubt man sich erwischt. Denn mit MONSIEUR BLAKE ZU DIENSTEN kommt selbst im Cineasten die bedeckt gehaltene Affinität zu puren Unterhaltungs-, ja, Zerstreuungsfilmen hoch. Sich mal so richtig in den finsteren Sonntagabend fläzen, den besten Roten köpfen, darauf hoffen, daß er nicht korken möge, Beamer an und weggebeamt. Davor jedoch hat man das Kino gesetzt, samt von Glöckchenhektik unterminierter Dezemberlust. Recht so!
[ Andreas Körner ]