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Monsters

Gesellschaftskritik mit Tentakeln

Es gibt sie noch, jene Filme, bei denen der Plot im besten Sinne erst an fünfter Stelle steht. Fassen wir die Handlung also entsprechend kurz: Krakenähnliche Außerirdische mit scheinbar wenig positiven Absichten wollen sich Mutter Erde unter den schleimigen Nagel (sofern vorhanden) reißen. Gewohnt professionell riegelt die US-Regierung das infizierte Gebiet ab. Blondine Samantha sitzt jedoch mittendrin und soll auf Wunsch ihres Vaters vom Fotografen Andrew aus der Gefahrenzone eskortiert werden, wozu dummerweise bloß drei Tage bleiben.

Vor allem CLOVERFIELD-Fans sei gesagt: Freut Euch nicht zu früh. Was Gareth Edwards als Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann in Personalunion hier auf das Kino losläßt, hat mit Alien-Kabumm so ziemlich nix zu tun, Actionszenen sucht man fast vergebens. Die wenigen Special Effects programmierte Edwards zu Hause am Rechner, wofür sie verblüffend gut aussehen. Das Budget entsprach der Portokasse eines Major Studios. Abgesehen von den zwei Protagonisten wurden sämtliche Mimen auf der Straße gecastet. Und was kam dabei heraus? Nichts weniger als ein – man verzeihe die Floskel – potentieller Kultfilm.

Unglaublich atmosphärisch schlagen sich Samantha und Andrew angenehm charakterlich skizziert durch sowohl von Gott als auch jeder Zivilisation verlassene Landstriche, nähern sich zwangsweise an, flüchten, hoffen, verzweifeln. So entsteht eine ruhige, streckenweise höchst ergreifende Studie in Einsamkeit, gleichwohl das Zeugnis einer Liebe ohne Chance. Als faszinierende Metapher zeigt Edwards zum Schluß eben nicht den übergesehenen Soundanlagentest-Showdown, sondern rückt die Paarung zweier Aliens ins Zentrum.

Bis dahin ist es für mainstreamgestählte Zuschauer allerdings ein zäher Weg, denn Stille beherrscht nicht nur das menschenleere Territorium, auch der Film nimmt sich alle unaufgeregte Zeit, um im Kleinen zu schwelgen. Und natürlich immer mal wieder, aber eben nicht so aufdringlich wie beispielsweise in DISTRICT 9 geschehen, die Frage nach den wahren Monstern zu stellen. Selbstredend fungiert das hauptsächlich als Kritik am amerikanischen System, sollte allerdings auch universal verstanden sein.

Die Zurückhaltung der Kameraarbeit leistet ihr Übriges, MONSTERS zum bislang intelligentesten Vertreter eines sonst häufig bloß auf Krawall gebürsteten Genres zu erheben. Bis zum traurigen Ende.

Originaltitel: MONSTERS

GB 2010, 94 min
FSK 12
Verleih: Capelight

Genre: Drama, Liebe, Science Fiction

Darsteller: Whitney Able, Scoot McNairy

Stab:
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Gareth Edwards
Kamera: Gareth Edwards

Kinostart: 09.12.10

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...