Originaltitel: MONSTERS BALL
USA 2002, 112 min
Verleih: Tobis
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Billy Bob Thornton, Halle Berry, Heath Ledger, Sean Combs
Regie: Marc Forster
Kinostart: 05.09.02
Seinen Job als Staatsdiener bei der Polizei in Georgia übt Hank mit Sorgfalt, Stille und Konzentration aus. Mit starken Nerven sowieso, das erfordert sein tägliches Umfeld: der Todestrakt im Gefängnis. Gleiches erwartet er auch von Sunny, seinem Sohn, der allerdings viel sensibler als sein Vater und sein erzreaktionärer Großvater Buck auf das Leben reagiert. Drei Männer dreier Generationen in einem Haus, in dem der Odem von Rassismus und Chauvinismus seinen üblen Gestank verbreitet. Eines Tages steht Sunnys erste, durch ihn zu eskortierende Hinrichtung an. Einfühlsam begleitet er den Schwarzen Lawrence Musgrove in dessen letzten Stunden. Zum Mißfallen seines Vaters. Als Sunny schließlich kurz vor der Exekution zusammenbricht, tickt Hank aus und macht seinen Sohn in einem abstoßenden Haßschwall fertig. Sunny zerbricht daran und erschießt sich vor den Augen seines Vaters. Buck hat daraufhin nicht viel mehr zu melden, als daß Sunny ohnehin zu schwach war.
In Hank hat sich von diesem Tag an alles geändert. Er spürt zum ersten Mal Schmerz, Trauer und Verlust. Er hängt seine Arbeit im Gefängnis an den Nagel. In dem Café, in dem Hank es sich zur Gewohnheit gemacht hat, eine Riesenportion Schoko-Eis mit Plastelöffel zu verspeisen, trifft er auf Leticia. Jung, hübsch, von einer anmutigen Melancholie - und schwarz. Hank gefällt sie. Er wird ihr bald wieder begegnen. Eines Nachts steht sie hilfeschreiend am Straßenrand. Jemand hat ihren 12jährigen Sohn angefahren, und Hank bringt den blutüberströmten Jungen ins Krankenhaus. Zu spät. Leticia ist am Boden, fertig mit der Welt. Im Alkoholrausch stürzen Hank und Leticia liebeshungrig und obsessiv aufeinander. Sie lassen nicht mehr los. Doch bald erfährt Hank Leticias Namen - den ihres verstorbenen Mannes: Musgrove. Hanks letzte Hinrichtung.
Komplexer, wärmer und zugleich fesselnder kann man im Kino nicht erzählen. Punkt. Doch das ist es nicht allein, was Marc Forsters außergewöhnlichen Film zu einem der gelungensten amerikanischen Werke jenseits der üblichen Pyroschlachten Hollywoods macht. Forster geht geschickt und behutsam mit seinen Mitteln um, kein Satz wird verschwendet, keine Geste vergeudet, kein Gefühl in klebrigem Musikmorast ertränkt.
Trotz der schwer verdaulichen und komplexen Thematik (Rassismus, Kindstod, Suizid, Todestrafe, Liebe) ist MONSTERS BALL ein feinfühliger, ein stiller und in sich geschlossener Film. Ein unvergeßliches Stück Schauspielerkino, ein beeindruckendes JA zum Mut zur Veränderung. Vergangenheit ist für Forster ein tatsächliches Hermetikum, ein Abgrund, in den zu schauen kaum noch lohnt. Diese Sicht nach Vorn gibt seiner Geschichte die Kraft, nach der man sich letztendlich sehnt.
Kein banales Nach-Regen-Trallala-Raster, eher ein Aufruf, getane Fehler als Chance zu sehen, auch wenn man dabei neue macht. Ein Film, der einen nicht wieder los läßt. Ein Film, wie ihn niemand erwartet hätte.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.