Originaltitel: C’È ANCORA DOMANI
I 2023, 119 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Drama
Darsteller: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Vanelli
Regie: Paola Cortellesi
Kinostart: 04.04.24
Das war’s dann für BARBIE! Finito, Italien! Der besucherstärkste Film 2023 ist ein einheimischer geworden. Statt pink und grell obsiegten schwarzweiß und nüchtern. Paola Cortellesi, das stiefelweit bekannte Unikum, unter anderem Autorin, Moderatorin und Sängerin, holte mit MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG auch als Regiedebütantin einen erwartbaren Sieg in der Gunst ihres Fanpulks. Das prozentuale Aufschlüsseln nach Geschlechtern allerdings wäre den Tifosi selbst zu überlassen. Nur die Anteile sind zu erahnen.
Delias Tag beginnt mit einer Backpfeife. Ihrem Gatten einen guten Morgen zu wünschen, ist schon zu viel der Einmischung in innere männliche Angelegenheiten. Cortellesi selbst spielt die an ihre Großmütter angelegte Hauptrolle. Delia ist dreifache Mutter, Ehefrau eines herrschsüchtigen Rabiatos und Schwiegertochter eines bettlägerigen Lüstlings und alles zusammen in einem engen römischen Souterrain knapp nach dem Zweiten Weltkrieg. Die klamme Haushaltskasse bessert Delia draußen auf, wenn sich Gelegenheiten bieten, ansonsten bleibt ihr drinnen nicht viel zwischen Routine und Genügsamkeit. Auch nicht tief in ihr selbst.
So, als bündele sie alle Kraft für Tochter Marcella und deren hoffentlich besseres Morgen, verschiebt Delia ihren duldsamen Fokus. Denn Marcella erfährt, was die Mamma nicht kennt: echte Verliebtheit. Alle Energie richtet sich nun auf sie und ihre sich anbahnende Ehe. Allerdings steht der Auserwählte familiär auf einer Stufe, von der aus man zwanghaft gern auf „die da unten“ blickt. Und es kommt ein Brief für Delia, der sie in seltsame Erregung versetzt. Bis zum Schluß umweht dieses Schreiben ein Geheimnis, das Cortellesi erst geschickt forciert, auf falsche Fährten lotst und dann fulminant aufzulösen weiß.
MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG jongliert offensichtlich ambitioniert, klar adressiert und ohne Scheu mit eher nostalgischen Motiven des neorealistischen Italo-Kinos, sucht seinen Ton mit einigen Kunstgriffen in tragischer Komik, mag ihn gerade dort jedoch nicht so recht finden. Zu wenig Kontur für das männliche Figurenkabinett ist ein nächster Grund dafür, daß dieser Film speziell im Zeitkolorit wohl angenehm zu unterhalten vermag, dem die letzte konsequente Schwingung tief hinab ins Substantielle aber fehlt. Allein das zweite, dann italienische Herz in der Brust vermag es beim deutschen Cineasten zu kaschieren.
[ Andreas Körner ]