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Mother (2009)

Über Mutterliebe und Spartenkunst

Es ist schon kurios. Da bekommt die vermeintlich westlich geprägte Kunst des Genrekinos in den letzten Jahren regelmäßig vom asiatischen Kino gezeigt, wie man aus den althergebrachten Filmsparten frisches, aufregendes Kino für das narrativ übersättigte neue Jahrtausend macht. Andererseits ist dieses Phänomen keineswegs neu: Was Kurosawa in den 50ern mit dem angestaubten Western machte, ist Filmgeschichte. In jüngster Vergangenheit konnte sich die Filmmaschinerie Hollywoods unter anderem in der Kategorie Horror zeigen lassen, wo der Gongschlägel hängt, und mußte haufenweise Remakes produzieren, um überhaupt noch abgebrühte Genrefans vom Hocker zu reißen. Und schon seit einigen Jahren offenbart uns nun das koreanische Kino, wie beim Crime Movie Verbrechen noch zum kinotauglichen Hingucker gemacht werden. Park Chan-wook (OLD BOY) ist längst eine feste Größe des originären Spartenfilms, nun manövriert sich Landsmann Bong Joon-ho mit seinem Nachfolger des Monsterhits THE HOST in den illustren Kreis der Fünf-Sterne-Riege großer Zubereiter von Genrefeinkost Made In Asia.

Dabei ist sein Film MOTHER so vieles mehr als ein klassisches Murder Mystery. Vor allem ist er das feinsinnige Porträt einer bis über Schmerzgrenzen hinaus liebenden Mutter. Die gutherzige Titelgeberin läßt nichts auf ihren zurückgebliebenen Sohn Do-joon kommen, obwohl der sich zu ihrem Mißfallen zu oft mit den falschen Freunden abgibt und neuerdings sogar den stadtbekannten Flittchen nachsteigt. Als eins der leichten Mädchen erschlagen aufgefunden wird, verhaftet man Do-joon. Hye-ja kann es nicht fassen: Ihr sanftmütiger Do-joon ein Mörder? Sie ist überzeugt, daß der wahre Täter unter Do-joons schlechtem Umgang zu finden ist und kommt bei ihren Ermittlungen gleich mehreren dunklen Geheimnissen auf die Spur.

Meisterlich legt Joon-ho falsche Fährten und schlägt Haken, aber auch, wenn man die eine oder andere Wendung schon vorausahnt, es ist die Erzählweise, die hier das Besondere ausmacht. Einzigartige Atmosphären werden geschaffen und absonderlichste Beziehungen so eindringlich bebildert, daß man förmlich in dieser skurrilen Welt versinkt, in der das zentrale Verbrechen nie die feine Beobachtung der Charaktere und Landschaften in den Schatten stellt. Ein traumhaft sicher erzähltes Crime Drama, wie es so derzeit nur aus Asien kommen kann.

Originaltitel: MADEO

Südkorea 2009, 128 min
Verleih: MFA

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Kim Hye-ja, Won Bin, Ku Jin

Stab:
Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Bong Joon-ho

Kinostart: 14.10.10

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...