D 2024, 125 min
Verleih: Camino

Genre: Drama, Biographie

Darsteller: Vanessa Loibl, Vladimir Burlakov, Marianne Sägebrecht

Regie: Marcus O. Rosenmüller

Kinostart: 24.10.24

Münter & Kandinsky

Fatales Doppel

Wieder genügen zunächst die Namen im Titel als Fingerzeig, schnell jedoch folgt eine Art Entschuldigung. „Aufgrund einiger historischer Leerstellen“, steht geschrieben, wurden „Teile der Handlung fiktionalisiert.“ Sollte, nein, müßte es nicht immer so sein, wenn man sich Biographien spielfilmisch widmet? Freie Annäherungen im Kino, auch die radikalen ihrer Art, waren bislang noch stets die besten. MÜNTER & KANDINSKY wird es nicht in die Liste schaffen. Dazu ist er zu brav, in Teilen ermüdend, im Versuch, zwei Leben anstatt nur eines zu fassen zu bekommen, zerfasernd.

Kandinsky ist schuld. Will meinen: Einen mutigeren, drängenden Fokus auf die Künstlerin Gabriele Münter, so wie es Christian Schwochow einst mit PAULA (Modersohn-Becker) gelang, hätte Marcus O. Rosenmüllers Werk gutgetan. Nur das Potential wabert jetzt durch zwei Stunden. Münter als freigeistige junge Frau, die sich doppelt expressiv in der Männerdomäne Kunst im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts behaupten will. Münter, die sich kompromißlos liebend in ihren elf Jahre älteren, verheirateten Lehrer Wassily Kandinsky verliebt, in der Arbeit und im stilistischen Ausdruck von ihm profitiert, im Privaten auf zermürbende Art hingehalten wird, bis sie zu verdampfen droht. Münter als dann doch essentieller Teil der Münchner Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ um Kandinsky und Franz Marc.

Die Stationen, ja, sie sind zu sehen. Vanessa Loibl in der Hauptrolle vermag es sogar, den gediegen ausgestatteten Film immer wieder an sich zu reißen und Kraft zu geben. So aber, als würde sich ein Ventil öffnen, verliert die Handlung diese Kraft sofort – wenn Kandinsky erscheint.

[ Andreas Körner ]