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Muxmäuschenstill X

Ausspucken! Anlaufen! Aufmuxen!

Wenn es 2025 wieder heißt „Heraus zum 1. Mai!“, werden Teile des Proletariats die Demo wie immer schwänzen und ins Kino abbiegen. Nur zu. In diesem Jahr kann auch das als politischer Akt gelten. Wir zur Lohnarbeit Verdammten feiern nämlich die Wiederauferstehung eines im Dienst der sozialen Gerechtigkeit gefallenen Leinwandhelden: Herr Mux, der sich in Ausübung seiner Bürgerpflichten schon vor zwei Dekaden den Filmtod holte, muß noch einmal ran. Denn unsere gemurmelte Empörung über „die da oben“ braucht gerade jetzt seine klare Stimme. Oder seine Knarre.

Also krempelt Mux die Ärmel hoch, paukt das diversitätssensible Vokabular des aktivistischen Nachwuchses und zettelt mit Ortskräften aus Elstertrebnitz in der Leipziger Tieflandsbucht den Aufruhr Ost an. Revolutionstraining für die armen Mäuschen im geplünderten Beitrittsgebiet – Wessi Mux bringt sich solidarisch ein und wirbt für die Umsetzung des Muxismus. Europaweit, klar. Größenwahn, Sendungsbewußtsein, Klugscheißerei und eine selten über Null steigende Gemütstemperatur ergeben in Summe mit Jan Henrik Stahlbergs an Mux ausgeliehenen Schlakskörper einen Filmcharakter der Extraklasse.

Muxens erster Kampfeinsatz gegen Gesellschaftsschädlinge aller Art erlangte 2004 Kultstatus und brachte dem Regiedebütanten Marcus Mittermeier damals einige Lorbeeren ein. Diese von Stahlberg in Personalunion geschriebene, gespielte und inszenierte Muxpedition in die Sozialbrachen der „neuen“ deutschen Länder rührt ausgekochte Doku-, Impro- und Anarcho-Einlagen eigentlich nur noch einmal um. Der dünnen Geschichte hätte mehr Zeit zum Ziehen gutgetan. Aber die quirlige Geste macht was her.

[ Sylvia Görke ]

Muxmäuschenstill X ab heute im Kino in Leipzig