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My Dog Killer

Die schreckliche Beiläufigkeit des Unglücks

Ein slowakisches Dorf im idyllischen Morgenlicht. Ein Beißseil, das von einem Baum hängt, wird im nächsten Moment von Mareks Hund Killer attackiert. Nomen est omen in Mira Fornays zweitem Langfilm, das weiß der Zuschauer bereits nach der dritten Einstellung, so selbstverständlich gnadenlos und unablässig, wie sich Killer ins Seil verbeißt.

Marek ist 18 und würde selbst gern den Respekt verbreiten, den alle vor seinem Hund haben. Doch Marek wirkt trotz geschorenem Schädel, Hals-Tattoo und finsterem Blick fragil und sensibel. Seinem alkoholkranken Vater ist wiederum Marek hörig wie ein Hund, und so läßt er sich auch nicht zweimal bitten, als dieser ihn zu Mareks Mutter in die Stadt schickt, um endlich die unterschriebenen Papiere zu holen, die Marek und sein Vater so dringend benötigen, damit sie ihr kleines Weingut retten können, die einzige Einnahmequelle für die beiden.

Mareks Mutter hat Schande über die Familie und das Dorf gebracht. Wie, das lernen wir erst, als wir Mareks 9jährigem Halbbruder Luká begegnen. Luká hat Mareks Mutter aus der Beziehung zu einem Roma. Mareks Verachtung für seine Mutter und den kleinen Bruder ist trotz seiner Wortkargheit so präsent, daß eins bald klar ist: Mareks Mutter kann noch so viel auf ihren älteren Sohn einreden und ihn bitten, sie beide mehr zu besuchen, die sozialen Gräben, die hier zwischen der geteilten Familie liegen, sind zu tief, um sich eine Geschichte der Versöhnung zu erhoffen. Zu heftig brodelt in Marek die Gewalt, gefüttert von der Demütigung, die er vom Vater, den Dorfbewohnern und seinen Skinheadfreunden zu ertragen hat.

Nomen est omen. So klar wie hier die Bahnen für ihren Protagonisten und dessen einzigen Freund auch vorgezeichnet sein mögen, vermag es Regisseurin Fornay dennoch gekonnt, ihre Hauptfigur aus der leidlichen Fahrspur vorschneller Urteile und monokausaler Herleitungen zu dirigieren. Das Unheil, das Marek wie sein Hund überallhin folgt, wird ihn auf eine Weise einholen, die unausweichlich und verstörend zugleich ist. Das Erschreckende ist am Ende, wie lückenlos sich die Katastrophe in Mareks Welt einfügt, und wie leicht sie zu verwischen scheint. So, als sei sie nie passiert. Es ist diese Beiläufigkeit des Unglücks, die Fornays Film so beunruhigend lebensnah macht und jeder künstlichen Dramatik enthebt. Eine erschütternde Studie, wie sich der Fremden- aus dem Selbsthaß nährt.

Originaltitel: MÔJ PES KILLER

Slowakei/Tschechien 2013, 90 min
Verleih: Temperclay

Genre: Drama

Darsteller: Adam Michal, Marian Kuruc, Libor Filo, Irena Bendovay

Stab:
Regie: Mira Fornay
Drehbuch: Mira Fornay

Kinostart: 20.03.14

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...