Originaltitel: CLOCLO

F 2012, 143 min
FSK 6
Verleih: StudioCanal

Genre: Biographie, Drama, Musik

Darsteller: Jérémie Renier, Benoît Magimel, Ana Girardot

Regie: Florent-Emilio Siri

Kinostart: 06.06.13

Noch keine Bewertung

My Way

Großartiges Biopic über einen Superstar und zu kurz Gekommenen

Ich gestehe. Von Zeit zu Zeit lege ich sie noch auf – meine Claude-François-Platten. Weil dies aber augenscheinlich zu wenige tun, kam dieses faszinierende Biopic über diesen eigenartigen Barden in Deutschland nie zu einer regulären Kinoauswertung. Was schade bleibt, weil Florent-Emilio Siri mit seinem Film dem schillernden Charisma François’ und der glamourösen Zeit gerecht wird und dem ganzen Starwahnsinn beeindruckend auf die Pelle rückt.

Siri eilt ein wenig durch die Kindheit des in Ägypten geborenen CloClo, wie er von seiner Schwester und später von den Fans gerufen wird, um sich dann der in Mitte der 60er-Jahre durchstartenden Karriere zu widmen. Eigentlich konnte es nicht anders laufen – schon die Wahrsagerin in Ismaïlia sagte zu Claudes Geburt voraus, sie sähe Glitzer ... Doch der Weg ist steinig, selbst nach den ersten Trommel- und Tanzversuchen als Kind, den Umzügen nach Monaco und Paris, nachdem sich der Junge vom Übervater befreit hat (ein Trauma, an dem er zeitlebens leiden wird), stehen die Zeichen noch nicht auf Grün: Für das Plattenlabel sieht er zu seltsam aus, die Musik ist zu brav, überhaupt heißen die

Helden der Zeit Hallyday und Bécaud. Doch als nach einem Konzertbesuch im legendären Olympia Letzterer Claude auch noch die Freundin ausspannt, gibt’s für den Nachwuchssänger nur eine Richtung: nach oben.

Der Rest ist Popgeschichte, aber aus dem Drumherum spinnt Siri ein großes Drama um einen charakterlich zu kurz Gekommenen. François verändert der zunehmende Erfolg, es zeigen sich geradezu psychopathische Züge, die im Superstardom schließlich zu einen immer skurrileren Liebesbedürfnis, einer unstillbaren Geltungssucht und einem auch vor der eigenen Familie nicht in den Griff zu kriegenden Kontrollwahn führen. Das Faszinierende an MY WAY ist auch, neben dem geradezu genialischen Darsteller Jérémie Renier, daß Siri durchaus Sympathien für CloClo auslöst, vielleicht, weil er einfach ein armes Schwein war. Er war aber in jedem Fall auch ein selbstdarstellerischer Ich-Mensch, der zwar großzügig sein konnte, aber immer ein eitler Geck war, ein gewissenloser Hund, der seine Großmutter verkauft hätte, wenn es der Publicity zuträglich würde. Seine Kinder hat er dafür schon mal zu Markte getragen.

Interessant auch, wie François als einer skizziert wird, dessen musikalische Fähigkeiten eher begrenzt waren; Er war indes einer, der gut zuhörte, Neues aufschnappte, dann Trends setzte, der als Erster in Frankreich Schwarze in Fernsehshows holte, der Jazzbläser einsetzte, Disco, Schlager, Country, Rumba, Rock’n’Roll und Chanson verquirlte, der pompöse Selbstinszenierung vom Ölgemälde bis zu güldenen Bademantelinitialien betrieb und in anderen Geschäftsbereichen brillierte. François war somit eine frühe Madonna der 70er, aber auch ein narzißtischer Jacko, der mit seiner Liebt-Mich!-Attitüde noch jede Beziehung in die Brüche trieb, der die kreischenden Fans brauchte und dabei immer einsam blieb.

MY WAY, der zweifelsfrei mit dem Piaf-Film LA VIE EN ROSE mithalten kann, ist eine kurzweilige Zeitreise geworden, ein Augenschmaus, was Choreographien und Kostüme angeht, und ein musikalisches Vergnügen – von François’ großen Hits wie „Alexandrie, Alexandra“ und „Cette année-là““ bis hin zu „Laisse tomber les filles“ und „Poupée de Cire“ von France Gall, mit der François – wie sonst? – tragisch liiert war. Und es gibt natürlich die Breitseite von seinem größten Erfolg „Comme d’habitude“, der in der Sinatra-Version „My Way“ unsterblich wurde.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.