D 2018, 108 min
FSK 6
Verleih: Film Kino Text
Genre: Dokumentation, Historie, Schicksal
Regie: Christoph Hübner, Gabriele Voss
Kinostart: 27.09.18
inflationäres Zitieren zur Phrase zu werden. William Faulkners „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen“ ist so ein Satz. Er sei hier dennoch angeführt, weil es mit Blick auf NACHLASS kaum einen passenderen gibt. Eine Dokumentation, die sich einmal mehr jener Vergangenheit widmet, in der Deutschland eine Schuldenlast auf sich geladen hat, die auch mit Verdrängungs- und Relativierungsversuchen, etwa in Form bockig infantiler 12-Jahre-Fliegenschiß-Metaphern, nicht weniger schwer wiegt. Eher im Gegenteil, zumal, wenn man in Betracht zieht, zu welchen unfaßbaren Verheerungen innerhalb dieser im historischen Vergleich ja tatsächlich kurzen Zeitspanne die Deutschen in all ihrer deutschen Gründlichkeit fähig waren.
Über 70 Jahre nach Kriegsende sterben die Zeitzeugen dieser Verheerungen aus. Jene, welche sie verursachten, ebenso wie jene, über die sie hereinbrachen. Sieben Kinder und Enkel dieser Zeitzeugen versammelten die Dokumentarfilmer Christoph Hübner und Gabriele Voss für NACHLASS vor der Kamera. Ihr Thema: Wie wirkt Schuld nach auf die, die keine Schuld auf sich geladen haben? Wie wächst man auf, im, wie es einer der Befragten formuliert, „Schatten dieser Ereignisse?“ Mit den deutschen Täter-Vätern, also Mördern, in all ihrer „autoritären Dünnhäutigkeit.“ Oder mit dem Großvater, der als Jude nach Auschwitz deportiert wurde.
Einmal mehr wird dabei auch NACHLASS mit einem, zumal für dieses Thema, inzwischen wohl unvermeidlichem Standardformat aufbereitet. Zu dem gehören dezent karge Piano-Akkorde ebenso wie lange statische Einstellungen, die dramaturgisch wohl als eine Art insistierend nachdenkliches Innehalten gemeint sind, aber letztlich nur die Zeit dehnen, innerhalb eines Erzählschemas, in dem der Aspekt des Filmischen zu einer Kategorie archivarischer Nachlaß-Verwaltung wurde.
Was freilich nichts daran ändert, daß man den Frauen und Männern, die hier zu Wort kommen, mit Interesse und oft auch berührt zuhört. Ihren jeweils ganz individuell diffizilen Verstrickungen in nicht selten ambivalenten Gefühlen, die nicht vergehen, so sehr „all das“ auch Vergangenheit sein mag. Beredte Beispiele für die große Komplexität, die in einem kleinen, einfachen Satz wie jenem William Faulkners steckt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.