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Nachtwald

Fatboy und Crazykid

Nach St. Johann führt der Plot, und man ahnt sogleich: eine adrette kleine Stadt mit adretten Häuschen für adrette Menschen, die aber ihre Zähne fletschen, wenn sich jemand nicht adrett verhält. Siehe Pauls Vater Thomas, eine Humananstrengung, mal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt. Zuletzt gesichtet, als er dem Bürgermeister begeistert von einer unentdeckten Höhle im Berg berichtete – und dabei lediglich einen Bademantel trug. Seither verschwunden, wahrscheinlich Suizid.

Ein Jahr später, Paul will’s immer noch nicht glauben, eine Suche starten, seine Mutter hilft wenig weiter, gerade zieht der neue Freund ein, sie fürchtet eigentlich bloß, daß ihr Sohn „so wird wie Thomas.“ Zu Paul gesellt sich Kumpel Max, gemeinsam geht’s jetzt rein ins Abenteuer.

Ein Familienfilm der auch fordernden Themen also, die Knaben nennen sich einigermaßen selbstbewußt Fatboy und Crazykid, sehr viel tiefer greift er allerdings nicht, der grundsätzlich lobenswerte Versuch, das Innere zweier Außenseiter zu erkunden. Weil die Courage doch nur zu kurz Angerissenem reicht, der Fokus eher darauf liegt, das juvenile Publikum spannend zu unterhalten. Was auf konventionelle Weise gut funktioniert, wofür ein (recht eingeschränkt) bedrohlicher Wolf oder zu erklimmender Wasserfall ebenso sorgen wie die Hüterin erwähnter Höhle, eine gesichtslose Gruselnonne, alles getragen von hörenswert mysteriösen Musikarrangements, der prallen Natur als dritter Protagonistin, in übersatten Farben leuchtend, und begabten Jungdarstellern. Welche ziemlich realitätsnah oft genug „Scheiße!“ sagen dürfen, um hypersensible Helikoptermamas völlig abdrehen zu lassen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...