D/CH/Portugal 2012, 110 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Literaturverfilmung, Drama, Liebe
Darsteller: Jeremy Irons, Mélanie Laurent, August Diehl, Martina Gedeck, Bruno Ganz, Charlotte Rampling, Burkhart Klaußner, Tom Courtenay
Regie: Bille August
Kinostart: 07.03.13
Das Zugticket einer fremden Person, das einem schicksalhaft zufällt, dazu ein philosophisches Büchlein in einer fremden Sprache und der Lockruf des Geheimnisses – wer stiege da nicht gerne kurzerhand in den Zug nach Lissabon, raus aus dem alten Mief, rein ins Abenteuer. Jeremy Irons, der sich auf der Berlinale als Charmeur präsentierte, und dem zu Recht alle Herzen zuflogen, tut das stellvertretend für uns. Er spielt mit einer gewissen Selbstironie den sozial aus der Übung gekommenen Berner Lateinlehrer Raimund Gregorius, der zu Hause gegen sich selbst Schach spielt.
In Lissabon nun stolpert er von Haustür zu Haustür, um das Leben des Autors jenes Büchleins mit dem klingenden Namen Amadeu Prado zu erkunden. Der starb vor 30 Jahren, ausgerechnet am Tag der Nelkenrevolution. In Rückblicken setzt sich das Puzzle der Vergangenheit neu zusammen, und die ehemaligen Protagonisten dieser Geschichte aus der Zeit des Widerstandes gegen die Diktatur, im Kern aber eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und Eifersucht, werden durch Gregorius noch einmal aktiviert.
Anders als in Pascal Merciers Bestseller bekommt Gregorius aber auch noch seine eigene Liebesgeschichte geschenkt, so daß er sich zu Recht sagen kann, daß er doch nicht ganz so langweilig ist, wie er immer dachte. So weit, so gut – das heißt vor allem Geschmackssache, ob man sich bei dieser Geschichte wohl fühlt oder nicht. Leider hat der Regisseur Bille August, der für DAS GEISTERHAUS schon einmal mit Irons in Lissabon drehte, dabei sorgfältig alles vermieden, was dem Film einen eigenen Charakter gegeben hätte. Nehmen wir den Schauplatz. Enigmatisch sollte er sein, doch Augusts Lissabon bleibt seltsam geheimnislos, reduziert auf ein paar Postkartenmotive. Dagegen hat das wolkenverhangene Bern in den ersten zehn Minuten des Films deutlich mehr Ambiente.
Am problematischsten ist aber die opulente Besetzung der Nebenrollen: Mélanie Laurent, Martina Gedeck, August Diehl, Bruno Ganz, Lena Olin, Christopher Lee, Charlotte Rampling. Was machen all diese Leute in Lissabon? Warum sprechen sie Englisch? Und warum spielt Burghart Klaußner zum gefühlt zehnten Mal den gestrengen Vater, der keine Gefühle zeigen kann? Hier geht es nicht mehr um die Schauspieler, vielmehr werden bekannte Gesichter und Rollen zitiert. Das mag gut sein für den internationalen Markt, doch ob es dem Film einen Gefallen tut, ist eine andere Frage.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...