D 2016, 98 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm
Genre: Abenteuer, Kinderfilm
Darsteller: Flora Li Thiemann, Julia Richter, Kai Lentrodt, Hagi Lacatus, Gustav Peter Wöhler
Regie: Dominik Wessely
Kinostart: 08.09.16
Viel Lust hat Nelly nicht auf diesen Familienurlaub. Nach Rumänien nämlich geht es, was auf der Länder-Coolness-Liste der 13jährigen nicht gerade allzu weit oben rangiert. Dabei weiß das Mädchen noch gar nicht, was für diese Reise die eigentlichen Intentionen von Mama und Papa sind. Ist Letzterer doch ein idealistisches Musterexemplar unternehmerischen Mittelstands, bei dem Weltverbesserungsambition und Geschäftssinn in freundlicher Eintracht koexistieren. Einen Windpark will Papa nämlich in wild-romantischer Karpatenlandschaft errichten, im Namen des Fortschritts und der Nachhaltigkeit. Doch nicht jeder ist davon begeistert, etwa ein weiterer deutscher Geschäftsmann, der eher in Staudämme investiert und dem Nachhaltigkeit völlig egal ist, weil nur der Gewinn zählt, und der deshalb auch Nelly entführen läßt von fiesen Handlangern aus jenem Roma-Dorf, in das wiederum das Mädchen flüchtete, nachdem sie herausbekommen hat, daß ihre Eltern ernsthaft in Erwägung ziehen, für eine längere Zeit in diesem voll uncoolen Land zu leben.
Uffz! Wem das jetzt schon in der Inhaltsangabe wirr und unausgegoren vorkommt, dem sei gesagt: Im Film wird’s noch verrückter. Denn so ähnlich, wie Regisseur Dominik Wessely sich nicht in jedem Fall sicher gewesen zu sein schien, wohin er in dieser und jenen Szene die Kamera stellen sollte, so wacklig und holprig geht auch die Handlung über Stock und Stein und Vor und Zurück und Hin und Her und gern auch mal ein wenig im Kreis. Aus der schönen Landschaft tauchen dazu schöne Klischees an Figuren auf, allen voran ein fidel folkloristischer Haufen an guten und gastfreundlichen, aber eben auch schurkigen Roma, die dann aber gottlob ähnlich dumm sind wie ihr schurkiger deutscher Auftraggeber. Dazu wippen die farbenfrohen Röcke glutäugiger Mädchen, zeigen rumänische Männer schlechte Zähne und wird der Selbstgebrannte aus der Pulle gereicht.
NELLYS ABENTEUER ist ein Film, in dem ein laxes Drehbuch perfekt mit inszenatorischer Holprigkeit harmoniert. Daß das Ganze neben einer gewissen pittoresken Karl-Mayhaftigkeit auch immer wieder mal den Gestus des ewig moralisierenden Gesellschaftskundelehrers pflegt, überrascht zwar überhaupt nicht, nervt aber trotzdem. Bleiben nur die Jungdarsteller, die, darin ihren Rollen ähnlich, in Frische und Offenheit das Beste aus dem zu machen versuchen, was die Erwachsenen wieder mal verbockt haben.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.