D 2016, 101 min
FSK 0
Verleih: Weltkino
Genre: Dokumentation, Biographie
Regie: Nicola Graef
Kinostart: 02.03.17
Den Leipziger Neo Rauch muß man nicht groß vorstellen: Schöpfer rätselhafter Bildwelten, bekanntester Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule, vielfach ausgezeichneter und ausgestellter Maler-Star, dessen Werke international zu Spitzenpreisen verkauft werden. Trotz seiner Bekanntheit war Rauch bislang im Umgang mit den Medien sehr zurückhaltend. Der Journalistin und Kuratorin Nicola Graef gelang es mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl, ihn von einem Filmprojekt zu überzeugen.
NEO RAUCH – GEFÄHRTEN UND BEGLEITER schaut dem Maler während der Arbeit im Atelier über die Schulter. Es sind sehr lange, beobachtende Einstellungen. Die Kamera ist dabei statisch auf das jeweilige Bild gerichtet. Ab und an kommentiert Rauch das Geschehen auf der Leinwand mit wohlgesetzten Worten, in denen etwas Tastendes, Suchendes liegt. Mitunter stößt auch seine Frau, die Malerin Rosa Loy, hinzu. Die Ateliersequenzen wechseln sich ab mit Ausstellungsszenen sowie Besuchen bei diversen Sammlern, die Werke von Rauch ihr eigen nennen. Ein Ehepaar aus Miami ist fasziniert von dieser für sie fremden, ostdeutschen Welt, die es in seinen Bildern wahrnimmt. Ein italienischer Sammler vergleicht den Künstler gar mit Shakespeare. Außer ihrer Vorliebe für den Leipziger erfährt man nichts weiter über diese Leute.
Die Dokumentation verzichtet komplett auf eine Einordnung von Rauchs Werk in aktuelle künstlerische Debatten. Die Rolle des Galeristen Gerd Harry Lybke für den Erfolg des Künstlers wird ebenso wenig thematisiert wie Rauchs Stellung im internationalen Kunstmarkt oder die Zeit als HGB-Professor. Problematisch ist auch das Tempo des Filmes, das an einen gemächlichen Galerierundgang erinnert. Doch was im realen Leben kontemplativ wirken mag, funktioniert nicht per se auf der Leinwand. Die offenkundige Faszination der Filmemacherin für den von ihr Porträtierten überträgt sich leider nur in wenigen Momenten auf das Publikum. Dafür fehlen jegliche Kontrapunkte, die Spannung in den Film gebracht hätten.
Überdies ist Rauch mit seinem Künstler-Habitus ein schwieriger Protagonist. Vor der Kamera scheint sich der Maler nicht wohl zu fühlen. Er äußert sich sehr reflektiert, bleibt dabei aber stets distanziert. Erst gegen Ende öffnet sich er sich überraschend, als es um den tragischen Unfalltod seiner Eltern geht. Etwas Neues über den Künstler erfährt man aus dieser filmischen Huldigung jedoch nicht.
[ Dörthe Gromes ]