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Neubau

Und Markus rennt zum Regenbogen

Sattes Grün neben hellem Grün vor dunklerem Grün – von zubetonierter Nachbarschaft gestreßtes Stadtvolk könnte sich in der Brandenburger Provinz nur schwer wieder einkriegen. Für Markus bedeutet das ganze Blattwerk allerdings schlicht Einfarbigkeit, der Mann will Regenbogenglitzern, eigenbestimmten Aufbruch; weg vom Minijob auf der Straußenfarm, tagtäglich stupide-aggressiv dreinschauenden Vögeln und Leuten. Berlin Calling! Oder doch kein Anschluß unter dieser Nummer? Schließlich muß Markus seine demente Großmutter versorgen, dazu ihrer Partnerin Stütze sein. Und irgendwann taucht noch Fernsehtechniker Duc auf.

Markus joggt häufig, weiß vermutlich selbst nicht mehr, wo Rennen endet und versuchte Flucht beginnt; wir laufen mit, die inszenierte Endlosschleife läßt das Hamsterrad spürbar werden. Viel zu sagen hat hier niemand, worüber mag man wortreich sprechen, wenn Zukunftsblicke bestenfalls verschiedene Grautöne erhaschen? Andererseits machen magere Kurzsätze à la „Mama ist gestorben“ komplette Gefühlswelten erahnbar, Szenenanordnungen ersetzen eine stringent fortschreitende Handlung, wohin sollte sie auch gehen.

Obgleich da manches deutlichkeitsheischend aufgesetzt scheint (masochistische Autoerotik am Heuballen oder der prominent eingeblendete Schriftzug „Mutant Hero“ schreien unnötig laut), schürft jene Stillstandsskizze fesselnd tief, trifft außerdem den einzig richtigen Moment, einen wohlklingenden Schlußakkord zu spielen. Wen sie trotzdem wenig tangiert, der sieht eben aus abweichendem Grund hin: Derartigen zärtlichen Respekt, solche Würde, wie sie Buch und Regie an Markus’ Oma plus Freundin verschenken, bringen das reale Leben und seine Bewohner dem Alter kaum je entgegen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...