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Next Goal Wins

Schuß ins Leere

Taika Waititi gehört inzwischen zu den dreistesten Regisseuren der Gegenwart. Formverdrossenheit, verlogene Selbstironie und krude, unkritisch reproduzierte Weltbilder bedeuten jedenfalls selten Gutes, sofern man noch irgend etwas vom Kino erwartet.

Nach dem naiven Geschichtsverständnis von JOJO RABBIT oder der militanten Mythenrestaurierung in THOR: LOVE AND THUNDER folgt nun eine schleppende Auseinandersetzung mit dem Fußball, die eine wahre Geschichte in dröges Motivationskino verwandelt. Michael Fassbender spielt dabei einen Trainer in der Krise, der die amerikanisch-samoanische Fußballmannschaft wieder auf Kurs bringen soll. Einst mußte das Team eine historische 0:31-Niederlage gegen Australien einstecken.

Wo verbissener Ehrgeiz, Sexismus und Drill nun auf ein anderes Verhältnis zu Konkurrenz, Religion oder auch der Gemeinschaft prallen, hätte NEXT GOAL WINS tatsächlich mit einer alternativen, selbstzweckhaft zelebrierten Form des Spielerischen provozieren können. Zwischen abgekarteten Toleranzbotschaften und therapeutischen Phantasien in exotischer Kulisse handelt dieser Film jedoch zuvorderst von der Vereinnahmung dieser anderen, zuerst kurios erscheinenden Welt durch kühle westliche Wettkampflogik. Sie geschieht noch nicht einmal als Standpauke, sondern soll durch Sentimentalitäten und Tricks subtil und dadurch umso heimtückischer im Inneren des Menschen erweckt werden, auch wenn ihr Erfolg nur von kurzer Dauer sein wird.

Das finale Paradies bleibt reinste Verblendung, gebaut aus behäbigen Bildern und krepierenden Pointen. Die Tage des schlagfertigen, subversiven Witzes, mit dem Waititi früher einmal begeisterte, sind offenbar gezählt.

[ Janick Nolting ]