Stefano ist Ende dreißig und lebt als Punkrock-Gitarrist in Rom. Etwas Geld verdient er als Studiomusiker, ansonsten lebt er für die Auftritte seiner Band, deren Mitglieder alle halb so alt sind wie er. In Stefanos Leben läuft etwas falsch, das nimmt auch er so wahr, spätestens als er seine Freundin beim Fremdgehen mit einem anderen Gitarristen erwischt. Stefanos Reaktion ist überhaupt nicht Punkrock, er haut einfach ab. Und zwar zu seinen Eltern in die Provinz nach Rimini. Den verlorenen Sohn empfängt die Familie überschwenglich, alles "zu Hause" scheint im gewohnten Lot. Bald begreift Stefano aber, daß die Familienharmonie trügt. Sein Bruder hat die väterliche Firma (eine Fabrik für eingelegte Kirschen) beinahe in den Bankrott getrieben, seine Schwester ihr Studium hingeschmissen, und seine Mutter offenbart ihm unverhofft, daß sie eine Affäre hatte.
Das klingt sicher alles ganz amüsant und hin und wieder bietet Gianni Zanasis Familienkomödie auch Szenen zum Schmunzeln. Problematisch wird es, wenn NICHT DRAN DENKEN mehr sein will als das nette Komödchen, als das es sich selbst verpackt hat. Wenn zu melancholischer Popmusik eine Montage von zerschellenden Kirschgläsern und um die Wette laufenden Kindern kommt und weder stimmungsbildlich noch symbolisch etwas überträgt, dann quält es fast, zuzuschauen. Unangenehm ist es auch, wenn einem im Presseheft der Regisseur verklickern will, daß sein Film " ...auf magische Weise das Klima der zweiten Berlusconi-Regierung in seinem leichten Ton" trägt. Um diese politische Dimension zu erhaschen, muß man aber mächtig früh aufstehen und ordentlich tief graben. Und soviel erdige Substanz bietet Zanasis Film offen gesagt an kaum einer Stelle.
Neben dem Scheitern an großen Vorhaben haben die wenig fesselnde Hauptfigur und Regisseur Zanasis eine weitere Gemeinsamkeit: beide scheuen Entscheidungen. Statt sich auf die wesentlichen Konflikte zu konzentrieren, verfranzt Zanasi sich in Nebensächlichkeiten.
Ein Wirrwarr von Handlungssträngen ist die Folge, von denen die meisten ins Nichts laufen. "Ein Versuchslabor unglaublicher und ungezügelter Verrücktheiten" heißt es dazu wieder mal im Presseheft. Ach so. Gut, daß man noch mal nachgeschaut hat.
Originaltitel: NON PENSARCI
I 2007, 104 min
Verleih: Kool
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Valerio Matandrea, Guiseppe Battiston, Anita Caprioli, Catarina Murino, Teco Celio
Regie: Gianni Zanasi
Kinostart: 21.08.08
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...