Alle paar Jahre kommt ein Film ins Kino, bei dem einfach alles stimmt. Gut entwickelte Geschichte, perfektes Tempo, schauspielerische Glanzleistungen, sensible Musik ... einfach alles. 1999 war das bei ALLES ÜBER MEINE MUTTER, jetzt ist es bei diesem außergewöhnlichen Film der Fall.
Caterina hat sich entschieden. Den Unmut ihrer Mutter aufgeladen, steht für die junge Frau sehr frühzeitig fest: sie wird Ordensschwester. Endstation - das ewige Gelübde. Auch Ernesto geht seinen Weg. Den Unmut seines Vaters nicht heraufbeschwörend, hat er sich verleiten lassen, die Wäscherei des Alten weiterzuführen. Keine wirkliche Berufung. Theresa, eine noch sehr junge Frau, hat dunkle Geheimnisse. Niemandem kann sie sich anvertrauen. Wie’s bei ihr weitergehen soll, weiß am wenigstens sie selbst. Eines Tages findet Caterina im Park einen Säugling - eingewickelt in einen Pullover. Die gläubige Frau entschließt sich, die Mutter zu finden. Jetzt kreuzen sich die Wege von Ernesto, Teresa und Caterina. Aber eben anders als man denkt!
Ein Hochgenuß, dem beschaulichen Erzähltempo dieser fabelhaften, manchmal leichtfüßigen, dann wieder lebensphilosophischen Hymne auf das Seltene im Leben zu erliegen. Mit ungeheurem Fingerspitzengefühl läßt Regisseur Giuseppe Piccioni längst ans Alltägliche verloren geglaubte Seelen erwachen: Ernesto, ein knurriger und endlos melancholischer Kauz vor dem Herrn, entdeckt die Liebe und die Lust am Füreinander, Theresa, das hilflose und ängstliche Mädchen wird stark werden müssen und Caterina, die gottesfürchtige Schöne, wird erkennen, ob ihre Entscheidung die richtige war. Selbst witzige Momente gelingen im Fluß der Hoffnung suggerierenden Tristesse. Ein Hohelied muß fanatisch und ohne Scheu vor absoluter Hingabe auf die unbeschreibliche Margherita Buy gesungen werden. Eine Frau, so schön, intelligent und taktvoll, wie eine Frau nur sein kann. Jede Bewegung voller Anmut und graziler Natürlichkeit - selbst in der mausgrauen Ordenstracht. In ihrem Gesicht finden sich Spuren der Güte, der Unsicherheit, der Freude und der einsamen Nächte. Vor allem aber des Lebens. Und so ein Gesicht gab es nach dem traurigen Frühsommer 1982 nicht mehr im Kino. Zwanzig Jahre nach Romy Schneiders Tod kann man wieder eins entdecken. Mille Grazie, Signor Piccioni.
Originaltitel: FUORI DAL MONDO
I 1999, 100 min
Verleih: Schwarz Weiss
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Margherita Buy, Silvio Orlando, Carolina Freschi
Regie: Giuseppe Piccioni
Kinostart: 07.02.02
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.