Originaltitel: RADIN!

F 2016, 91 min
FSK 0
Verleih: Wild Bunch

Genre: Komödie

Darsteller: Dany Boon, Noémie Schmidt, Laurence Arné

Regie: Fred Cavayé

Kinostart: 06.04.17

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Geiz ist nicht so richtig geil

Es sind die Gene! François war noch klein, als er Ohrenzeuge väterlicher Kaufsucht und der daraus resultierenden Eheprobleme seiner Eltern wurde. Er war wirklich sehr klein: Als Embryo hörte er das mütterliche Klagelied ob der Unbeherrschtheit seines Erzeugers. Und da stand für den daumengroßen Knirps schon fest: Er muß es einmal anders machen. Tut er Jahre später auch: Er kneift Zahnpastatuben aufs letzte Gramm mit der Zange aus, lädt Freundinnen ins Kino ein, also ins Foyer, weil man da auf den Monitoren gleich mehrere Filme kostenfrei „sieht“, er ißt im Dunkeln, um Strom zu sparen, tippt beim Einkauf an der Kasse auf dem Taschenrechner mit und reglementiert seinen Wochenverbrauch, indem er Tagesumschläge mit je 10 Euro auffüllt! Kurzum: François ist ein notorischer Geizkragen. Damit kann man eine Weile gut fahren, doch die Nachbarn hassen und die Musikerkollegen belächeln ihn, und irgendwann steht die Rache allen Sparsinns vor ihm: Laura. Seine Tochter, von der er nichts weiß. Wie auch? Er hatte ja damals verhütet – allerdings mit Kondomen, die Ewigkeiten nach dem Verfallsdatum in der Schublade dümpelten.

Keine Frage, dieser François ist eine Paraderolle für Dany Boon, der auch hier alle Register der Clownerie bedient, obwohl es mittlerweile schön wäre, würde er mal wieder zeigen, daß er auch anders kann. Tut er nämlich, wie man einst in Jeunets MICMACS oder noch mehr in MEIN BESTER FREUND sehen durfte. Hier aber legt er seine Figur einmal mehr als einen außer Rand und Band Geratenen an, was zumindest zu Beginn des Films für Lacher sorgt. Wer noch nie im Leben einen Louis de Funés-Film gesehen hat (gibt es solche Menschen?), der wird sich vor lauter Feixerei in den Dreck werfen, bei allen anderen stellt sich dann doch rasch ein gewisser Déjà-vu-Effekt ein. Vor allem wegen Dany Boon.

Die „Menschwerdung“ Françoises wird nach der üblichen Rezeptur erzählt, er verliebt sich, geizt beim ersten Dinner, klärt ein allseits geschätztes Engagement für die Dritte Welt reichlich spät auf, nähert sich der Tochter an, die nicht ohne Grund ihren Vater kennenlernen wollte. Irgendwann im Film indes dreht der Witz und zeigt in François eine ziemlich traurige, pathologische Type, die eine Viertelmillion auf dem Konto hat, sich vom Bankberater psychotherapieren läßt und in einem an SHINING gemahnenden Moment am Durchdrehen ist.

Ob dieser andere Ton von Regisseur Fred Cavayé intendiert war oder ihm doch eher unterlief, darf hinterfragt werden. Am Ende klingt sein Film nämlich in einer rundum harmonischen Geschichte über familiären Zusammenhalt aus.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.