Originaltitel: NICK AND NORAH’S INFINITE PLAYLIST

USA 20008, 89 min
FSK 6
Verleih: Sony

Genre: Liebe, Erwachsenwerden

Darsteller: Michael Cera, Kat Dennings, Alexis Dziena, Ari Graynor, Aaron Yoo

Regie: Peter Sollett

Kinostart: 19.02.09

Noch keine Bewertung

Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht

Play It Again!

Meistens sind es kleine, unspektakuläre Filme, welche sich gegen ihre Mainstreamkollegen behaupten. Vielleicht nicht unbedingt, was das Einspiel betrifft, aber eben in Sachen Erinnerungswert. Tja, da macht NICK UND NORAH keine Ausnahme, sondern wärmt kurz nach dem Valentinstag nicht bloß frisch verliebte Herzen. Klingt schmalzig? Okay, vielleicht. Aber lassen Sie es uns erklären ...

Da hätten wir zunächst mal Nick, den glücklosen Bassisten einer Band, deren Name „The Jerk Offs“ denn auch ziemlich gut zur musikalischen Qualität paßt. Ihm wurde kürzlich das Herz gebrochen, weswegen er die vormalige Angebetete nun mit eigens für sie erstellten Samplern bombardiert, die beispielsweise „Road To Closure, Vol. 12“ heißen. Und dann wäre da Norah, eine junge Frau mit Sinnkrise und Hang zum gnadenlosen Hinterfragen ihrer Existenz. Was wohl geschieht, wenn diese beiden angeknacksten Seelen sich treffen? Richtig: Sie verbringen eine Nacht in New York miteinander. Diese wird schnell ziemlich hektisch, denn nebenbei irrt Norahs Freundin Caroline sturzbetrunken durch die Finsternis, bis sie irgendwann Jesus begegnet, erwacht in Nicks Ex plötzlich das Besitzdenken, oder stellen sich alle die Frage: Wo ist eigentlich Fluffy?

Etwas schade ist, daß Regie und Buch manchmal zu viel wollen, speziell mit teils zu lauten Ausrutschern in Slapstick, bis hin zur gar nicht passenden Erbrochenen-Szene. Dabei sind es doch gerade die stillen Gags, welche ein so tiefes, weil inneres, Schmunzeln herbeizaubern. Und in ihren stärksten Passagen bleibt diese New-York-Odyssee sowieso völlig ernst, sie schaut den beiden hinreißenden Hauptdarstellern einfach nur zu. Wie sie zu den Klängen eines tatsächlich genialen Soundtracks durch die Nacht taumeln. Sich schüchtern annähern. Mit chaotischen Gefühlen kämpfen. Immer dann kriecht sie von selbst im Zuschauer hoch – die Erinnerung an alle Unsicherheiten, Tapsigkeiten und Fehler beim Erleben seiner eigenen ersten großen Liebe. Welche bestenfalls im Kinosessel nebenan derlei Emotionen teilt und seufzend näher rückt.

Abschließend noch ein kleiner Tip für die Herren: Wenn sich eine solche Möglichkeit bietet, unbedingt die Originalfassung ansehen! Das rauchig-heisere Timbre in Kat „Norah“ Dennings Stimme sollte man(n) seinen Ohren auf jeden Fall gönnen ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...