D 2024, 95 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen
Genre: Dokumentation, Polit
Regie: Joana Georgi
Kinostart: 13.06.24
Politik arbeitet gern mit einer Rhetorik der Plötzlichkeit, Umbrüche oder der Erwartung und Überwindung von Phasen – gern verbunden mit Durchhaltefloskeln. Verschleiert wird so der Blick auf Fundamentales, das ohnehin im argen liegt. Kriege mögen neu entflammt sein, die Pandemie könnte man ergänzen, aber im Grunde bleibt doch alles beim Alten. Klimakrise, Ausbeutung, zu geringe Löhne, unsichere Wohnsituationen – die Protagonisten von NIEMALS ALLEIN, IMMER ZUSAMMEN bringen gegen Filmende das Leben im Kapitalismus als Dauerkrise auf den Punkt. Sie verweisen auf die oft zitierte Feststellung, es sei für viele einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus. Wie also dagegen vorgehen?
Joana Georgis Porträt junger Aktivisten, die sich in verschiedensten Bereichen engagieren, zeigt, was eine öffentliche Politisierung des eigenen Lebens meint. Es schafft ein Bewußtsein für linke Themen und Kämpfe, die man selten so ausgiebig auf der Leinwand sehen kann. Georgi interessiert sich dabei besonders für die Mechanismen der Aufmerksamkeitssuche, die Gespräche, die daneben entstehen, Inszenierungen, um überhaupt ein Podium zu finden. Nur vernachlässigt der Film mitunter seine eigene Medialität im recht einfallslos fixierten Alltag, einordnenden Voiceover, aufgefüllt mit naheliegenden Schnittbildern.
Politisches Kino wird aufregend, wenn es nicht nur Politisches abbildet, sondern seine eigene Form interessanter politisiert, mit ihr spielt. Sonst bleibt es bloß verlängerter Arm und Ebenbild junger Reportageformate, Podcasts oder plakativer Wahl- und Protestwerbungen im Netz.
[ Janick Nolting ]