Originaltitel: THE WAY TO THE STARS

Finnland/D/DK/Irland 2008, 80 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Computeranimation, Kinderfilm

Stab:
Regie: Michael Hegner, Kari Juusonen
Stimmen: Pete Stevanov, Barbara Schöneberger

Kinostart: 05.11.09

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Niko – Ein Rentier hebt ab

Neue Strophe zum alten Alle-Jahre-wieder-Reigen

Niko glaubt, daß er fliegen kann. Nun kann der Glaube bekanntlich Berge versetzen, aber kann er auch ein Rentier zum Fliegen bringen? Die Anderen zumindest belächeln Klein-Niko, den spinnerten Außenseiter in der Rentierherde. Da mag die Mama noch so oft von Nikos Vater erzählen, der zu jenen magischen Rentieren gehört, die alle Jahre wieder den Schlitten des Weihnachtsmannes durch die Lüfte ziehen. Was auch der Grund dafür ist, daß Papa sich aus dem Staub machte, weil auch ein Rentier-Mann eben tun muß, was ein Mann immer tun muß. Raus in die Welt gehen und wichtig sein. Das nun will auch Niko, und zusammen mit seinem trottligen Vaterersatz Julius (ein Flughörnchen!) macht er sich auf ins Reich des Weihnachtsmannes. Dumm nur, daß ihnen dabei ein Rudel Wölfe folgt. Deren mieser Plan: sich erst über Flug-Rentiere und Weihnachtsmann und dann über die Kinder hermachen.

Das ist doch mal eine Idee: eine Weihnachts-Weltherrschaft-Übernahme als große, wölfische Freßorgie. Klingt so schön böse. Was aber NIKO – EIN RENTIER HEBT AB nun wirklich überhaupt nicht ist. Womit an dieser Stelle mal ein Stoßseufzer erlaubt sei: alle Jahre wieder, der Schnee vom Vorjahr. Alle Jahre wieder das alte Lametta leidlich neu dekoriert. Alle Jahre wieder dieses Alle-Jahre-wieder. Um schon aufzuhören mit dem Jammern und Maulen.

Nein, NIKO – EIN RENTIER HEBT AB ist kein schlechter Film zur Alle-Jahre-wieder-Saison. Und es ist ja richtig: Als kleines Gör zumal wird man darin sitzen und sich ganz sicher gut amüsieren. Weil der Niko so knuffig ist und der Julius so lustig-doof. Weil die Wölfe echt gruslig rüberkommen, und es auf dem Weg ins Weihnachtsmannland allerlei Abenteuer zu bestehen und neue Freunde kennenzulernen gilt.

Und auch das stimmt: NIKO ist ganz hübsch animiert. Es gibt da sogar einige Winterlandschafts-Nachtszenen, die regelrecht zauberhaft sind, mit dem Mondlicht, das auf dem Schnee glitzert und den Sternen, die so kristallkalt im dunklen Himmel leuchten. Sehr stimmungsvoll.

Und doch verharrt diese europäische Ko-Produktion zu sehr im Kalkulierten. Ist routiniert, wenn auch nicht lieblos. Ist Fließbandware, wenn auch nicht aus der Billigabteilung. Trotz aller gelungenen Momente: nur altes Lametta, leidlich neu dekoriert. Wer will, kann das freilich auch „klassisch“ nennen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.