Ein lauer Sommerwind weht, der Himmel strahlt in klarem Blau, zwei Männer begegnen sich. Nicht ungewöhnlich? Der eine ist bosnischer Soldat, der andere kämpft für die serbische Armee, und wir schreiben das Jahr 1993, es herrscht Krieg. Inmitten der Wirren des Bosnienkonfliktes stehen sich zwei gegnerische Soldaten in einem Schützengraben zwischen den Fronten gegenüber - im NO MAN’S LAND. Die Männer - sie könnten Freunde, Brüder sein - tragen den unsinnigen Kampf nun im Kleinformat aus. Zudem werden auch beide Fronten aktiv, bedeutet: sie feuern auf die zwei Verirrten. Ein benachbarter UN-Trupp kann aus bürokratischer Behäbigkeit nicht helfen, und als es nicht mehr schlimmer kommen kann, interessiert sich die Presse für den Vorfall und verursacht eine verhängnisvolle Kettenreaktion.
NO MAN’S LAND führt am exemplarischen Beispiel des kriegsgebeutelten ehemaligen Jugoslawien die Irrsinnigkeit des Krieges, eines jeden Krieges vor. Obgleich sich Regisseur und Autor Danis Tanovic der gestalterischen Mittel einer Satire bedient, vermittelt jegliche Übertreibung sicher nur eine Idee der tatsächlichen Geschehnisse, die gerade mal zehn Jahre zurückliegen. Dabei erreicht er mit seinen Beobachtungen eine derart schmerzhafte Genauigkeit, daß es verständlicherweise internationale Preise regnete. Sprachenwirrwarr, unsinnige Befehlsketten, Knallchargen mit tödlichen Waffen und entscheidungsunfähige Vorgesetzte - das Lachen bleibt im Halse stecken, denn fiktiv ist das alles nicht, nur eben geballt dargestellt. Zu Zeiten, da Menschen einander reihenweise niedermetzeln, weil es "halt befohlen wurde", wird zuerst die Vernunft zu Grabe getragen, als nächstes die Hoffnung auf Besserung É
Regisseur Tanovic will mit seinem galligen Humor die Thematik keinesfalls verwässern. Im Gegenteil, treffender als in NO MAN’S LAND ist die westliche Welt in ihrer Selbstverliebtheit lange nicht porträtiert worden. Der Mensch an sich ist gut. Schön wär’s.
Originaltitel: NO MAN«S LAND
F/GB/Belgien/Slowenien 2001, 98 min
Verleih: Arsenal
Genre: Tragikomödie, Kriegsfilm
Darsteller: Branko Djuric, Rene Bitorajac, Katrin Cartlidge
Regie: Danis Tanovic
Kinostart: 20.02.03
[ Roman Klink ]