Es hat wieder einen erwischt. Brutal werden in San Francisco junge schwule Männer abgeschlachtet. Die ehrgeizige Kommissarin Tolliver kann sich keinen Reim darauf machen, daß alle Opfer AIDS haben. Bis sie Stefan trifft, Medizinstudent aus Ost-Berlin, der im schwulen El Dorado weilt, um einen Vortrag über seine wissenschaftliche Arbeit zu halten. Er setzt das ehrgeizige Ziel seines toten Vaters fort und will beweisen, daß das AIDS-Virus in einem Hochsicherheitslabor des Pentagon während eines unkontrollierbaren Experiments entstand, und junge inhaftierte Männer als Versuchskaninchen mißbraucht wurden. Bald kommt der undurchschaubare Dr. Burroughs ins Spiel, weitere Männer werden umgebracht, und die Kommissarin und Stefan nähern sich nach anfänglicher Ablehnung gemeinsam des Rätsels Lösung.
Jochen Hick, der vor einigen Jahren mit der beeindruckenden Doku SEX/LIFE IN L.A. zu begeistern wußte, hat einen Thriller gedreht und dabei sämtliche Thrillerregeln mißachtet. Er pfeift auf Spannung, verzichtet auf subversiv verschlungene Handlungsstränge, wußte keine interessanten und geheimnnisvolle Charaktere zu besetzen und ärgert den Zuschauer dann auch noch mit einem - gelinde gesagt - plumpen Ende. Klar, auch Hick hat amerikanische Filme gesehen und wollte mal so was ganz Komplexes drehen wie Buddy-Movie, Serienkillerthriller, Politkino, Undergroundfilmchen.
Herausgekommen ist ein ziemlich saftloser Zelluloidbastard, der mit hammerharter Metaphorik verblüffen will: Puccinis Schicksalsoper "Turandot" bildet den verzagt sinnigen Hintergrund. Da hilft es nicht, schwelger- und beschwörerisch die Kamera über anmutige Männerleiber und durch lasziv ausgeleuchtete SM-Kellergewölbe gleiten zu lassen. Das wird Herrn Hick zwar gut gefallen, das Publikum langweilt es eher.
Originaltitel: NO ONE SLEEPS
D 2000, 108 min
Verleih: Pro Fun
Genre: Thriller, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Tom Wlaschiha, Irit Levi, Richard Conti
Regie: Jochen Hick
Kinostart: 25.01.01
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.