Originaltitel: NO OTHER LAND
Norwegen/Palästina 2024, 96 min
FSK 16
Verleih: ImmerGuteFilme
Genre: Dokumentation, Polit
Regie: Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor
NO OTHER LAND wurde Teil der Berlinale-Krise. Rund um das Festival, wo der Film preisgekrönt wurde und unter anderem zwei seiner Schöpfer mit ihrer Israel-Kritik auf der Bühne für einen Eklat sorgten, pflegte man eine Abwehrrhetorik. Trotz und Tabus statt Dialog und Auseinandersetzung. Oder man begnügte sich mit Analysen, wer da nun (Claudia Roth etwa) an welcher falschen Stelle geklatscht haben soll. Und ein Festival, das sich politisch inszeniert, wurde selbst unsouverän, als es einmal mit Haltungen jenseits der Leinwand umgehen mußte.
Von der Berlinale-Politik bezüglich fehlender Gegenreden abgesehen, ist NO OTHER LAND jedoch ein Film, der, so aufrüttelnd und kontrovers er sein mag, eigentlich zum differenzierteren Austausch einlädt, anstatt sich nur Anschuldigungen, Relativierungen und implizite Sprechverbote um die Ohren zu schmeißen. Er porträtiert über mehrere Jahre hinweg den Alltag, Ungleichheit und Gewalt in Masafer Yatta im Westjordanland, wo Menschen von israelischen Truppen für die Errichtung eines Militärgeländes vertrieben werden.
Dieses Dokument, beobachtet durch die Augen eines palästinensischen Aktivisten und eines israelischen Journalisten, läßt Lücken und Unausgesprochenes in der Montage, gerade in der Beziehung seiner Protagonisten, und ihm fehlt es an Kontextualisierung, die er als Zuarbeit verlangt. Er macht sich ebenso angreifbar, wie er erzählerisch über den 7. Oktober 2023 hinwegfegt. Trotzdem schafft er ein Bewußtsein für eine Lebensrealität, deren Schmerz ein Anknüpfungspunkt sein kann. Ein subjektives Zeugnis und Puzzleteil, um die Verhärtung und Starre der Fronten im Nahostkonflikt zu begreifen.
[ Janick Nolting ]