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Northmen – A Viking Saga

Winnetou mit Bart und Schwert

So richtig stehen ihnen die Götter nicht bei: Vom König verbannt macht sich ein kleiner Haufen Wikinger auf zur Nordostküste Englands. Goldschätze soll´s dort geben, die nur darauf warten, geraubt zu werden, und mit der Siedlung Danelag auch einen Wikinger-Stützpunkt, in dem man Unterschlupf finden könnte. So lange zumindest, bis in der Heimat sich die Zornesfalten des Königs wieder geglättet haben. Wobei besagtes Gold freilich gehörig helfen soll. So ungefähr ist der Plan von Anführer Asbjörn und seinen Männern. Aber wie es so ist, der Krieger denkt, Odin lenkt. Und so gerät man in einen Sturm, strandet an garstiger Küste, die zum Gebiet eines nicht minder garstigen schottischen Königs gehört, der zudem noch für Wikinger aber so was von gar nichts übrig hat. Und dessen Tochter dann – glaubt man es! – den Nordmannrauhbeinen unmittelbar nach deren Strandung in die schwieligen Hände fällt.

Ja, und ob man das nun den weisen Nornen, die am Schicksalsfaden, oder einfältigen Drehbuchautoren, die am Schreibtisch spinnen, in die Schuhe schieben will: Spätestens mit dem Erscheinen der Prinzessin wird endgültig klar, daß diese Wikinger-Mär eine ist, die sich auch ein Autor vom Format Karl Mays so ähnlich hätte ausdenken können. Mit einem Helden (Asbjörn), der durch und durch ganz edler Wilder ist und der anmutigen und tapferen Prinzessin gegenüber ein Benehmen an den Tag legt, das dem eines Winnetou in nichts nachsteht. Mit Wikingern, allesamt grob aus dem Rauh-aber-herzlich-und-treu-Holz geschnitzt. Mit einem Haufen Söldnern, fies mordlüsterne Buben, die sich (den Nornen oder Drehbuch sei Dank) aus den Karpaten (oder so) irgendwie nach Schottland in den Dienst des Königs verirrt haben. Und mit einem Mönch, der nicht nur die Heilkunde beherrscht, sondern auch Nahkampftechniken, die in den besten Momenten irgendwie lustig nach hüftlahmem Kung Fu ausschauen. Der Mann hat wahrscheinlich auch schon im Reich der Mitte missioniert. Kann ja sein.

Bei aller Toleranz, die man einem Genrestück wie diesem zollen sollte: Aber was der aus der Schweiz stammende Regisseur Claudio Fäh hier fabriziert hat, ist ein Film, in dem die szenischen Plattitüden wie Streitäxte niederkrachen und es von Dialogen voll unfreiwilligen Humors nur so strotzt. Was die Gewalt angeht, hat der Film seine FSK 16 verdient, bezüglich des Restes wäre eine Zulassung ab 6 auch okay.

Originaltitel: NORTHMEN – A VIKING SAGA

D/CH/Südafrika 2014, 97 min
FSK 16
Verleih: Ascot

Genre: Abenteuer, Action, Trash

Darsteller: Tom Hopper, Ryan Kwanten, Ken Duken

Regie: Claudio Fäh

Kinostart: 23.10.14

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.