Die Amis nennen ihn liebevoll „Dirkules.“ „Unseren“ Dirk Nowitzki, das „German Wunderkind.“ Den gebürtigen Würzburger, der es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bei den Dallas Mavericks zu einem der zehn besten Korbjäger in der Geschichte der NBA brachte. Und der deren einziger Spieler ist, welcher (wie Wikipedia verrät) „ ... in seiner Karriere mehr als 26.000 Punkte, 9.000 Rebounds, 3.000 Assists, 1.000 Blocks, 1.000 Steals und 1.400 erfolgreiche Drei-Punkte-Würfe erzielt hat.“ Und was immer das im Einzelnen so heißen mag – es klingt selbst für den ignorantesten Basketball-Ignoranten nach einer erstaunlichen Statistik.
Um zu Sebastian Dehnhardt zu kommen, einem deutschen Dokumentar-Vielfilmer, der bisher (wie Wikipedia verrät) vor allem seine Sporen damit verdiente, für einschlägige TV-History-Beiträge diverse von HITLERS HELFERN oder HITLERS FRAUEN zu porträtieren. Sich dazwischen auch mal DIE WAFFEN-SS: HITLERS LETZTES AUFGEBOT vornahm oder sich von der STILLE NACH STALINGRAD zum WUNDER VON LEIPZIG: WIR SIND DAS VOLK durchdokumentierte. Irgendwie auch eine erstaunliche Statistik. An deren vorläufigem Ende jetzt also ein Filmporträt über Dirk Nowitzki steht. Eins, das in jedem Moment zeigt, was Dehnhardt zweifellos gut beherrscht: routiniertes, ambitionsloses Fernsehformat. Schaut sich gut weg, auf der Couch. Schnell geguckt, schnell vergessen. Mit der Statistik, wie oft derlei deutsche Kinoleinwände verstopft, will man da ja gar nicht schon wieder kommen.
Auch, weil Nowitzki als grundsympathischer Typ aufscheint. Einer, der bei allem Ruhm bodenständig geblieben ist und bei aller Professionalität einnehmend wenig abgeklärt, dafür zurückhaltend, mitunter gar etwas schüchtern wirkt. Seelische Klippen, charakterliche Untiefen, also Schattierungen, Kontraste, Furchen? Fehlanzeige! Sollte es derlei geben, hat Dehnhardt es erfolgreich weggeblendet.
Faszinierender als Typ ist aber ohnehin Nowitzkis Entdecker, Coach und väterlicher Freund Holger Geschwindner. Einer mit Ecken und Kanten, Schatten und Furchen. Ein Einzelgänger, Intellektueller auch, unkonventionell und nicht unumstritten. Und somit der heimliche Kraftpunkt dieser Doku. Die das freilich kaum goutieren will und kann. Es vielleicht nicht einmal wahrnimmt. Kurzum: Nowitzki findet man auch nach diesem Film sympathisch. Interessant aber ist ein anderer.
D 2014, 105 min
FSK 0
Verleih: NFP
Genre: Dokumentation, Biographie, Sport
Regie: Sebastian Dehnhardt
Kinostart: 18.09.14
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.