Originaltitel: UP
USA 2009, 96 min
FSK 0
Verleih: Disney
Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm
Stab:
Regie: Pete Docter, Bob Peterson
Drehbuch: Pete Docter, Bob Peterson
Stimmen: Karlheinz Böhm, Dirk Bach
Kinostart: 17.09.09
Stellt man die Frage nach einer Produktionsfirma, welche sich immer wieder zu steigern vermag, kommt als Antwort quasi nur „Pixar“ in Betracht – was sich hier erneut bewahrheitet. Denn selbst wenn man RATATOUILLE knuffiger oder WALL-E origineller finden kann, gelingt OBEN ein erneuter Quantensprung. Weil Pixar erwachsen wird, sozusagen.
Das beginnt mit einem Prolog, welcher in wenigen stummen Minuten das Leben des Paares Ellie und Carl zeichnet, von kleinen Katastrophen und echten Schicksalsschlägen, aber auch von der großen Liebe und dem Zusammenhalt im Unglück erzählt; anrührender als jedes durchkalkulierte Hollywood-Drama. Nun ist Ellie verstorben und Carl ein bitterer alter Mann, der einsam in seinem Haus lebt, nach dem auch noch Immobilienhaie ihre gierigen Hände ausstrecken. Der Rentner entgeht der Einweisung ins Heim, indem er unter Zuhilfenahme unzähliger Luftballons einfach davonfliegt, hin zu den Paradiesfällen, wie es Ellies Lebenstraum war. Was Carl allerdings zu spät erkennt: In Gestalt des Pfadfinders Russell hat sich ein blinder Passagier eingeschlichen – der Beginn eines unglaublichen Abenteuers und einer Freundschaft wider Willen.
Wie erwartet ist diese Reise in jeder Minute vollgestopft mit schrägen Ideen, grandioser Komik sowie technischer Perfektion, die staunen macht. Doch wie bereits erwähnt, verzichtet Pixar diesmal auf allzu ausgeprägte Niedlichkeiten, um sich waschechter Action zu widmen. Da gibt es beispielsweise erstmals einen formidablen Schurken, der sogar vor Mord nicht zurückschreckt (obwohl, zur elterlichen Beruhigung, die theoretische Absicht natürlich keine praktische Ausübung erfährt), oder rasant choreographierte Luftschlachten, angesichts derer Besucher mit Höhenangst windelweiche Knie bekommen dürften. Auch ein an Ironie kaum zu überbietender Schwertkampf (!) fehlt ebenso wenig wie waghalsige Kletterpartien auf einem Zeppelin.
Dennoch bleibt diesem fraglosen Meisterwerk am höchsten anzurechnen, daß es erkannt hat, wie eng Tragödie und Komödie einander verbunden sind, gar sein müssen. Weshalb ungeachtet höllischen Tempos und brillanter Gags über allem stets herzerwärmende Melancholie schwebt – etwa dann, wenn Carl ein Foto von Ellie küßt. Solche stillen Momente geben dem Geschehen kitschfreie Tiefe, ihr Übriges leisten wahrhaftige Details. Wie die Altersflecken auf Carls Händen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...