Originaltitel: TE DOY MIS OJOS
Spanien 2003, 106 min
Verleih: Timebandits
Genre: Drama, Schicksal, Liebe
Darsteller: Laia Marull, Luis Tosar, Candela Peña
Regie: Icíar Bollaín
Kinostart: 04.08.05
Angst ist der Stachel im Fleisch der Ehe von Pilar und Antonio. Aus Angst vor den Schlägen ihres Mannes flieht Pilar Hals über Kopf mitsamt Sohn zu ihrer Schwester. Die versucht sie davon zu überzeugen, Antonio zu verlassen, während ihre Mutter sich taub stellt. Von beiden Frauen fühlt Pilar sich unverstanden. Heimlich trifft sie sich mit Antonio, der verspricht, sich zu ändern, sie schläft mit ihm in der Wohnung der Schwester - ein zweiter Frühling - und kehrt zu ihm zurück. Doch wie lange kann Antonio seine Wut beherrschen?
Angst, Pilar zu verlieren, treibt ihn zur Therapie. Ratlose Männer zerbrechen sich den Kopf über die Wünsche ihrer Frauen. Das ist nicht nur brutal, sondern ausnahmsweise auch entsetzlich komisch. Doch kaum ist seine Frau zurück, regiert die Eifersucht. Pilar hat in der Welt der Kunst einen Ort für sich gefunden, will ein eigenes Leben haben, als Museumsführerin. Antonios Kontrollzwang ist größer als sein Vorhaben, mehr Verständnis aufzubringen. Aus lauter Angst, Pilar nicht zu genügen, zertrampelt er schon bald ihre Gefühle.
Selten war die Kluft zwischen Frauen und Männern stärker und schmerzlicher zu spüren. Dabei macht die lebensnahe und schlichte Inszenierung klar, daß es sich hier um Normalität in vielen Haushalten handelt. Frauen, die ihre Männer selbst dann nicht verlassen, wenn sie von ihnen krankenhausreif geschlagen wurden, und Männer, die ihre Aggressionen nicht beherrschen können und damit ihren Traum von einer ganz normalen Beziehung zerstören. Kann man hier noch von Liebe reden? Vielleicht schon. Die Gefühle sind komplexer als die Umstände, auch das kommt in dem bewegenden Beziehungsdrama rüber, dessen Protagonisten man häufig an den Füßen packen und durchrütteln will, damit sie ihre Augen öffnen. Es sind einfache Leute. In Antonios ungezügelter Wut werden auch ein sozial bedingter Minderwertigkeitskomplex und eine scheinbar unüberbrückbare Sprachlosigkeit spürbar. Für Pilar kann es trotzdem nur einen Ausweg geben, wenn ihre Beziehung nicht in die Katastrophe führen soll.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...