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Oh Happy Day

Feucht-fröhliche Seelenerweckung

Gesegnet seien die Romantiker. Denn beschwingt und warmen Herzens werden sie das Kino verlassen. Und sich mit Rilke - oder wahlweise Jesus Christus - sagen: Du mußt Dein Leben ändern. Zumindest, wenn sie gerade in einer ähnlichen Sackgasse stecken wie die Hauptfigur Hannah und durch eine höhere Erscheinung wieder zum Leben erweckt werden müssen. Diese Erscheinung ist für die schüchterne, verstockte Hausfrau und Mutter ein stattlicher Gospelchorleiter aus Harlem. Unfall oder Vorsehung - jedenfalls bleibt der Prediger Moses Jackson auf seiner Tournee gerade in ihrem unbedeutenden dänischen Provinznest hängen und bringt so lange den kleinen Kirchenchor auf Trab.

Für die sympathischen Amateure ist ihr wöchentlicher Chortreff ohnehin die einzige Abwechslung. Doch mit Gospel-Effekt zeigt sich erst, was wirklich in ihnen steckt. Hannah widersteht der Versuchung, sich einfach mal hinzugeben, am längsten. Dabei schlägt die Botschaft der Liebe bei ihr besonders tiefe Wurzeln - und in Jacksons Herz beginnt sich durch seine Begegnung mit ihr auch etwas zu regen. Sie muß es nur noch zulassen. Aber das ist natürlich das Schwerste.

Wer träumt nicht heimlich davon, in der Blüte des Lebens noch einmal durchzustarten? Hella Joofs Komödie dürfte damit vielen aus der Seele sprechen. Filmisch sehr schön aufgelöst, mit viel Humor und Zuneigung zu ihren Figuren erzählt sie von einer emotionalen Befreiung und der erweckenden Kraft der Liebe. Eine klare Botschaft, zu der Rick Astley - auch wieder auferstanden - noch ein paar Songs beisteuert. Um Jesus geht es dabei zwar eher indirekt, nichts desto trotz fragt man sich an einigen Stellen dann doch, ob es mit der Erweckungsromantik nicht ein wenig zu dolle getrieben wird. Und wenn in der zentralen Liebesszene Rosen von der Kirchendecke regnen, beißt man sich gar auf die Zunge.

Aber: Schwamm drüber. Die weitere Entwicklung der Liebesgeschichte, in der eine angenehme Portion Realismus Platz findet, versöhnt, und am Ende zählt die Lebensfreude.

Originaltitel: OH HAPPY DAY

DK 2004, 98 min
Verleih: MFA

Genre: Komödie, Musik

Darsteller: Lotte Anderson, Malik Yoba, Ditte Grabol

Regie: Hella Joof

Kinostart: 23.12.04

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...